Ärzteschaft

Medizinische Versorgung: Altersstruktur macht Probleme in Sachsen-Anhalt

  • Mittwoch, 11. Januar 2017
Uploaded: 19.05.2015 18:43:08 by mis
/dpa

Magdeburg – Der immer höher werdende Altersdurchschnitt bei Patienten, Ärzten und Apothekern lässt die Versorgungsstruktur bröckeln. In Sachsen-Anhalt sei es für Heil­be­rufler immer schwieriger, die wohnortnahe Versorgung zu organisieren und auszugestal­ten, teilten Vertreter der Ärzte und Apothe­ker heute in Magdeburg anlässlich ihres Neu­jahrsempfangs mit. Vor allem Men­schen in ländlichen Regionen seien immer öfter unter­versorgt, hieß es.

„Infolge eines immer höheren Altersdurchschnitts nimmt die Behandlungsbedürftigkeit ste­tig zu. Trotz eben­falls steigender Anzahl praktizierender Ärzte, Apotheker und Psycho­therapeuten erhöht sich deren Belastung deutlich“, erklärte die Präsidentin der Ärzte­kammer Sachsen-Anhalt, Simone Heinemann-Meerz. Nicht nur der höhere Versorgungs­bedarf einer alternden Gesellschaft, auch der Umstand, dass viele Heilberufler in der nahen Zukunft selbst in den Ruhestand gehen würden, wirke sich auf die Versorgung im Land aus.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt möchte die ambulante medizini­sche Versorgung trotzdem so weit wie möglich als flächendeckende, wohnortnahe Ver­sorgung erhalten. Dafür habe man bereits ein ganzes Bündel von Maßnahmen ent­wi­ckelt, sagte Burkhard John, Vorsitzender der KV Sachsen-An­halt, die dafür immer mal wieder zum Notnagel greife. Acht Eigeneinrichtun­gen, also Pra­xen mit angestellten Ärz­ten, betreibt die KV aktuell im Land.

„Um die Versorgung sicher­zu­stellen, müssen wir ganz schöne Klimmzüge machen“, sagte John. „Dennoch ist eine Zentralisierung der Pra­xen der Vertragsärzte und Vertragspsy­cho­therapeuten in größeren Orten zu erwar­ten, die damit einhergehen wird, dass nicht mehr jede Praxis im ländlichen Bereich nach­­besetzt werden kann“, räumte John ein.

Zu den Maßnahmen, die auch künftig die medizinische Versorgung der Bevölkerung si­cherstellen sollen, gehört für die Heilberufler in Sachsen-Anhalt vor allem auch eine För­de­rung des Nachwuchses. Laut Landesärztekammer waren Ende 2016 rund ein Drittel der 12.357 Ärzte 60 Jahre und älter. Der Nachwuchs verlasse nach dem Studium oft das Land, weil die Arbeit in Sach­sen-Anhalt allgemein und besonders in strukturschwachen Regionen nicht attraktiv sei.

Die Heilberufler sehen die Landesregierung gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen und beispielsweise die Hochschulen adäquat zu unterstützen. „Die Zukunft beginnt beim Nachwuchs und damit bei den Hochschulen", betonte Heinemann-Meerz. „In der Vergangenheit haben wir uns für den Erhalt beider medizinischer Hochschulen, der Finanzierung der Unikliniken und Sanierung der Zahnklinik einsetzen müssen.“ Dies lohne sich: Die Quote von jungen Ärzten, die nach dem Studium in Sachsen-Anhalt blei­be­, sei hoch. „Wir können kaum mit Zuzug von außen rechnen. Deshalb müssen wir un­seren ärztlichen Nachwuchs selber ausbilden“, stellte die Kammerpräsidentin klar.

Bei Sachsen-Anhalts Zahnärzten gebe es aktuell zwar noch keine Unterversorgung, man sei aber im Vergleich zu den Ärzten mit der Problematik nur etwa zehn bis 15 Jahre zeit­ver­setzt. „Wir müssen früh die richtigen Reize setzen“, sagte der stellvertretende Vorsitz­en­de der Kassenzahnärztlichen Vereinigung, Stefan Schorm. Etwa die Hälfte der 2.435 Zahn­ärzte im Land trete in dieser Zeitspanne in den Ruhestand.

Schorm zufolge lassen sich Zahnärzte immer öfter anstellen, was die Situation ver­schlim­­me­re. „Eine flächendeckende Versorgung in strukturschwachen Gebieten wird weiterhin vor allem durch freiberufliche Tätigkeit in einer selbstständig geführten Praxis sicherge­stellt“, sagte er. Anreize für diese Form der Berufsausübung würden jedoch immer mehr verblassen.

Als wichtiges Glied der medizinischen Versorgungskette sehen die Apotheker ihre Aufga­be vor allem in der Beratung und der Akut- und Notversorgung mit Medikamenten. Doch auch ihr Versorgungsnetz werde zunehmend lückenhafter. „In Orten, in denen Ärzte prak­ti­zieren, in denen aber keine Apotheke ansässig ist, sichern wir die wohnort­nahe Arz­neimittelversorgung mittels Rezeptsammelstellen“, sagte Apothekerkammer­präsident Jens-Andreas Münch.

dpa

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