Ärzteschaft

Medizinstudierende und Ärzteparlament drängen auf zügige Novelle der Approbationsordnung

  • Mittwoch, 28. Mai 2025
/Robert Kneschke, stock.adobe.com
/Robert Kneschke, stock.adobe.com

Leipzig – Bund und Länder müssen sich endlich über die Finanzierung der überarbeiteten Approbationsordnung (ÄApprO) verständigen und diese anschließend unverzüglich verabschieden und in Kraft setzen. Mit diesem Appell richteten sich die Delegierten des 129. Deutschen Ärztetags an das Bundesgesundheitsministerium (BMG). Sie forderte die Umsetzung der Novelle innerhalb der nächsten zwölf Monate.

Inhaltliche Grundlage dafür müssen die konsentierten Inhalte des Masterplans 2020 sein, die gemeinsam mit medizinischen Fakultäten, Fachgesellschaften, Studierendenvertretungen und der Ärzteschaft über mehrere Jahre weiterentwickelt und geeint wurden.

Die bereits als Referentenentwurf im BMG vorliegende Novelle bilde eine moderne, kompetenzorientierte Grundlage für die ärztliche Qualifikation im 21. Jahrhundert. Sie richte die ärztliche Ausbildung stärker auf die Erfordernisse einer zunehmend komplexen, interprofessionellen und patientenzentrierten Versorgung aus.

Die Novellierung der Approbationsordnung sei ein „zentrales Element zur zukunftsfähigen Gestaltung der medizinischen Ausbildung in Deutschland“, so das Ärzteparlament.

Vor Beschluss der entsprechenden Anträge hatte sich der Präsident der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd), Pascal Markus Lemmer, eindrücklich an die Delegierten in Leipzig gewandt.

„Die Zeiten ändern sich, und auch die Medizin muss sich entsprechend entwickeln“, sagte er. Es sei „unwürdig“, dass sich zentrale Anliegen im Gesundheitswesen – die Reform der Approbationsordnung und die der GOÄ – ein Schneckenrennen lieferten. Beide Vorhaben eine, dass bei der Reform nicht die Interessen aller vollständig abgebildet werden könnten. Doch: „Ewiger Stillstand schadet am Ende allen.“

Dass die Reform der Ärztlichen Approbationsordnung im Koalitionsvertrag erwähnt wird, reicht den Medizinstudierenden nicht aus. In der Tat ist dort nicht die feste Absicht einer Verabschiedung der Reform verankert, sondern es wird lediglich von einem „Weitertragen der Ziele“ gesprochen.

„Es muss nichts mehr weitergetragen werden, wir brauchen eine Einigung, und zwar jetzt“, sagte Lemmer beim Deutschen Ärztetag. Die Bund-Länder-Kommission zur Approbationsordnung müsse sich jetzt zügig auf eine Finanzierung einigen.

Unabhängig vom Masterplanprozess gebe es jedoch kleinere Entwicklungsschritte in die richtige Richtung, so der bvmd-Präsident. Einige Länder bemühten sich und würden Mindestabstände zwischen Ende des Praktischen Jahres und dem Mündlichem Examen einrichten – auch eine Forderung der Medizinstudierenden.

Zudem seien Krankenhäuser, die gar keine Aufwandsentschädigung zahlten, mittlerweile eher die Ausnahme. Auch das sei ein Fortschritt. „Doch wir sind noch weit vom Ziel einer flächendeckenden Aufwandsentschädigung in einer angemessenen Höhe entfernt“, schränkte Lemmer ein. Die Studierenden seien aber erfreut, dass die Aufwandsentschädigung zumindest im Koalitionsvertrag erwähnt werde.

Zudem hoffen die Medizinstudierenden auf einen guten Dialog mit der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). Eine neue Approbationsordnung sei kein Partikularinteresse von Medizinstudierenden, die weniger Strukturformeln auswendig lernen wollten. „Es ist die Wurzel, an der wir unsere Strukturdefizite anpacken werden“, so der Medizinstudent aus Berlin.   

Bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Leipzig hatte auch der bvmd-Vizepräsident für Externes, Tobias Henke,
die zügige Umsetzung der Reform der Approbationsordnung angemahnt. Es stehe „viel Gutes darin“, die neue Approbationsordnung löse viele Missstände auf.

Henke betonte die Notwendigkeit, die ambulante Ausbildung zu stärken, und zwar mit einem PJ-Quartal im niedergelassenen Bereich und mit allgemeinmedizinischen Praktika. „Das ist der beste Weg, um Unterversorgung, auch im ländlichen Raum, zu begegnen“, so der bvmd-Vize.

Medizinstudierende wollten in die ambulante Medizin, das zeige unter anderem das Berufsmonitoring von KBV und bvmd: 70 Prozent der Studienanfängerinnen und -anfänger könnten sich am Anfang des Studiums niedergelassene Tätigkeit vorstellen.

Das Modell „Einzelpraxis, die jede drei Kilometer wie ein Briefkasten an der Straße steht,“ sei jedoch nicht zukunftsfähig. Budgetfragen und Angst vor Regressen seien hingegen nicht die Dinge, die junge Menschen abschreckten.

Geld spiele allerdings eine Rolle, so Henke, und zwar, wenn es im Studium fehle, etwa bei der PJ-Aufwandsentschädigung. Dies gelte auch für den Logistikaufwand, den eine verstärkte ambulante Aus- und Weiterbildung mit sich bringe.

„Ganz deutlich gesagt: Wir erweisen dem engagiert lehrenden Hausarzt auf dem Land einen Bärendienst, wenn der Studierende das Zugticket dorthin und die Unterkunft aus den 500 Euro zahlen muss, die ihm zum Leben bleiben“, verdeutlichte der Medizinstudent.

Hier seien noch Lösungen nötig. „Wir zählen auf Sie – und Sie können auf uns zählen“, versicherte er den Teilnehmenden der KBV-Vertreterversammlung. Die Studierenden wollten ihren Beitrag leisten, auch in der niedergelassenen Medizin: „Gemeinsam mit Ihnen.“

ER

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung