Medizintechnik rechnet mit schwachem Jahr

Berlin – Die Medizintechnikunternehmen in Deutschland rechnen 2024 insgesamt mit einem Wachstum von 1,6 Prozent – deutlich weniger als in den Vorjahren.
„Nach Umsatzzuwächsen von fünf Prozent oder mehr in den letzten Jahren zeigt sich jetzt eine Entwicklung, die wir leider befürchtet haben: Insbesondere im Inland gerät der Wachstumsmotor Medizintechnik ins Stocken“, sagte Marcus Kuhlmann, Leiter der Medizintechnik im Deutschen Industrieverband Spectaris anlässlich der Medica.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes lag der Umsatz der deutschen Medizintechnikindustrie von Januar bis August 2024 um 1,6 Prozent über dem Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr rechnet Spectaris mit einer ähnlichen Entwicklung. Dies entspräche einem Gesamtumsatz von rund 41 Milliarden Euro und etwa 165.000 Beschäftigten.
Ein Problem für die Medizintechnikbranche ist laut dem Verband die finanzielle Schieflage vieler deutscher Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Investitionen in moderne Medizintechnik würden daher zurückgehalten.
„Hinzu kommt ein Bürokratieaufwand, der nicht zuletzt durch die europäische Medizinprodukteverordnung ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen hat, hohe Kosten verursacht und dringend benötigte Personalkapazitäten bindet“, warnte Spectaris.
International sieht der Verband aber Chancen für ein höheres Wachstum: Im Ausland verzeichnete die deutsche Medizintechnik in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres ein Plus von rund 3,5 Prozent. Bis 2028 rechne die Unternehmensberatung Frost & Sullivan mit einem jährlichen Wachstum des Weltmarktes für Medizintechnik von 6,4 Prozent oder mehr.
„Wachstumschancen sind also weiter vorhanden. Damit die Unternehmen wieder wettbewerbsfähiger werden und dieses Potenzial vollumfänglich erschließen können, sind jedoch innovationsfreundlichere Rahmenbedingungen erforderlich. Die Politik muss hier schnell handeln“, betonte Kuhlmann.
Von Januar bis August haben die deutschen Medizintechnikfirmen ihre Ausfuhren in andere EU-Länder um fünf Prozent gesteigert. Auch die Exporte in die USA, dem mit Abstand wichtigsten Exportmarkt deutscher Medizintechnik, verzeichneten ein leichtes Wachstum. Das Geschäft in China zeigte sich dagegen schwierig: Die Exporte in Richtung der Volksrepublik gingen um 15 Prozent zurück.
Die deutschen Unternehmen sind laut Spectaris insgesamt gut aufgestellt: Bei den Anmeldungen beim Europäischen Patentamt lag Deutschland im Jahr 2023 beispielsweise mit 1.380 Anmeldungen hinter den USA (6.089 Anmeldungen) und vor der Schweiz (1.010 Anmeldungen) auf Platz zwei.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: