Medizintourismus in Deutschland steigt langsamer

St. Augustin – 2015 ließen sich mehr als 255.000 Patienten aus 177 Ländern stationär oder ambulant in Deutschland behandeln. Das sind 1,4 Prozent mehr als noch 2014. Der Anstieg der Patientenzahlen aus dem Ausland ist damit gegenüber den Vorjahren abgeflacht. Laut einer Analyse der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg verzeichnete das bisher wichtigste Herkunftsland für Medizintouristen Russland einen Rückgang von 32,4 Prozent. Aus der Ukraine und Kasachstan kamen rund 17 Prozent weniger Patienten.
„Behandlungen im Ausland sind für die Russen sehr teuer geworden. Deshalb reisen sie nur noch in dringenden medizinischen Fällen“, erläuterte Jens Juszczak von der Hochschule. Die sinkenden Behandlungszahlen seien Auswirkungen der schlechten Wirtschaftslage. Steigende Verbraucherpreise durch den Verfall des Rubels, den niedrigen Ölpreis sowie die EU-Sanktionen wirkten sich auch auf die medizinischen Auslandsreisen aus.
„Insbesondere Bundesländer mit einer bisher großen Nachfrage aus Russland wie beispielsweise Berlin spüren dies deutlich. Mit einem Minus von 16 Prozent verzeichnete die Hauptstadt den stärksten Rückgang aller Bundesländer bei den Auslandspatienten“, so Juszczak.
Dass insgesamt doch ein Plus von 1,4 Prozent bei den Patientenzahlen zustande gekommen ist, verdanken die Kliniken und Praxen vor allem einer größeren Nachfrage aus Europa und den arabischen Golfstaaten. Letztere verzeichneten mit 17 Prozent das höchste Wachstum, getragen vor allem durch Saudi Arabien (plus 34 Prozent) und Kuwait (plus 19 Prozent).
Die Hochschule rät, die Angebote des deutschen Gesundheitswesens in den traditionellen Ländern mit Auslandspatienten noch intensiver zu kommunizieren, also zum Beispiel in Russland und Saudi-Arabien, parallel dazu aber neue Märkte zu entwickeln, etwa in China und dem Iran.
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