Mehr als drei Stunden Bildschirmzeit täglich erhöhen Diabetesrisiko bei Kindern

London – Täglich mehr als drei Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen – sei es TV, Computer, Smartphone, Tablet oder Spielkonsole – steht auch bei Kindern mit Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes in Zusammenhang. Eine Beschränkung des täglichen Fernseh- oder Computerkonsums kann helfen, Gesundheitsproblemen vorzubeugen. Dies fanden Forscher des Population Health Research Institute und der St. George’s University of London heraus. Sie veröffentlichten ihre Ergebnisse in Archives of Disease in Childhood (2017; doi: 10.1136/archdischild-2016-312016).
Zu den oben genannten Risikofaktoren gehören Adipositas und eine Insulinresistenz. Diese tritt auf, wenn die Zielzellen nicht in der Lage sind, adäquat auf das Hormon Insulin zu reagieren. Vorherige Studien hatten darauf hingedeutet, dass Erwachsene, die viel Zeit vor einem Bildschirm verbringen, ein erhöhtes Risiko für Übergewicht und die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes haben. Bisher war laut den Autoren nicht klar, ob dies auch für Kinder gilt.
Die Autoren analysierten für ihre Studie eine Stichprobe von 4.500 Schülern, 2.337 Mädchen und 2.158 Jungen, im Alter von neun bis zehn aus London, Birmingham und Leicester im Hinblick auf kardiovaskuläre und metabolische Risikofaktoren. Hierzu gehören Blutfette, Insulinresistenz, Nüchternglukosespiegel, Entzündungswerte, Blutdruck und Gesamtkörperfettanteil. Zudem wurden die Kinder zu ihrem täglichen Bildschirmkonsum (TV, Computer und Konsolen) befragt. Von 2.031 der Probanden konnten die Forscher zusätzlich Daten über die körperliche Betätigung einholen.
Etwa vier Prozent der Kinder gaben an, keine Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen, 37 Prozent der befragten Kinder gaben an, bis zu einer Stunde täglich an einem Bildschirm zu sein. 28 Prozent der übrigen Kinder legten sich auf ein bis zwei Stunden fest, 13 Prozent auf zwei bis drei Stunden und etwa eines von fünf Kindern (18 Prozent) gab an, mehr als drei Stunden täglich vor einem Bildschirm zu verbringen. Unter letzteren waren mehr Jungen (22 Prozent) als Mädchen (14 Prozent).
Korrelationen bestanden zwischen der Zeit vor einem Bildschirm und dem Ponderal Index, einer Maßzahl zur Beurteilung der Relation zwischen Körpergewicht und Körpergröße, und der Dicke der Hautfalten. Dies sind Indikatoren für den Gesamtkörperfettanteil. All diese Parameter waren höher bei den Kindern, die mehr als drei Stunden täglich vor einem Bildschirm verbringen, als bei jenen, die bei den Befragungen eine Stunde oder weniger angegeben hatten.
Ebenfalls stellten die Forscher bei einer Quote von mehr als drei Stunden Bildschirmzeit pro Tag eine Verbindung zu den Spiegeln des appetitzügelnden Hormons Leptin, der Nüchternglucose und der Insulinresistenz fest. Die Assoziation von Bildschirmzeit und den oben genannten Parametern blieb auch bestehen, nachdem die Experten weitere potenzielle Einflussfaktoren wie familiären Hintergrund, Einkommen der Eltern, Pubertät und körperliche Aktivität berücksichtigt hatten.
Die Forscher merken an, dass es sich um eine Beobachtungsstudie handelt und somit keine definitiven Schlussfolgerungen bezüglich der Kausalität gezogen werden könnten.
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