Mehr als jeder fünfte SARS-CoV-2-PCR ist positiv

Berlin – Das SARS-CoV-2-Infektionsgeschehen und das Testgeschehen in Deutschland steigen weiter. Mehr als jede fünfte PCR-Testung ist derzeit positiv.
Die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) meldeten heute aus ihren Daten von 179 teilnehmenden Laboren fünf Prozent mehr angeforderte SARS-CoV-2-PCR-Tests und eine um zwölf Prozent gestiegene Zahl an positiven Befunden im Vergleich zur vergangenen Woche. Die Positivrate der SARS-CoV-2-PCR-Tests stieg von 19,9 Prozent in der Vorwoche auf nun 21,2 Prozent.
Die Labore seien bislang noch in der Lage gewesen, ihre SARS-CoV-2-PCR-Kapazität leicht zu steigern, sagte Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM. Die Auslastung der Labore liege jedoch im Durchschnitt bei 85 Prozent und damit an der Kapazitätsgrenze. In manchen Regionen seien die Labore auch schlichtweg an den Grenzen des Leistbaren.
„Auf die Dauer sind 85 Prozent Auslastung im Bundesdurchschnitt nicht unbegrenzt machbar, zumal neben der COVID-19-Diagnostik die medizinische Versorgung der Bevölkerung mit Labordiagnostik sicherzustellen ist“, erklärte ALM-Vorstand Evangelos Kotsopoulos.
Einige Regionen wären zu 100 Prozent ausgelastet. Die Labore hätten keine Probleme mit Material, Geräten und Zubehör wie bei vorherigen Wellen. „Jetzt ist das medizinische Fachpersonal der Engpass“, sagte Kotsopoulos. In einigen Regionen werde mit Doppel- und Nachtschichten hart gearbeitet, um den Bedarf zu decken.
„Wir können den medizinischen Bedarf an Testungen noch decken. Die Tests sollten aber an den Empfehlungen der Nationalen Teststrategie ausgerichtet sein“, ergänzte Müller. „Eine PCR ist für kranke Menschen angesagt, momentan nicht für den Friseurbesuch“, brachte er es auf den Punkt. Kaum ein Labor habe eine Auslastung von unter 80 Prozent.
„Wir haben noch schwere Wochen vor uns“, so der Labormediziner. Das Gebot der Stunde bleibe deshalb, die Kontakte möglichst auf das Notwendigste zu reduzieren und konsequent die AHA + L-Regel (‚Abstand halten‘, ‚Hygieneempfehlungen beachten‘ und ‚Maske tragen‘ sowie ‚Lüften‘) zu beachten.
Besorgniserregend ist auch seit wenigen Tagen die neue Variante des Coronavirus Omikron (B.1.1.529). „Die in den Laboren etablierten PCR-Systeme detektieren die Patienten zweifelsfrei. Wir haben auch die notwendigen Testverfahren, um die für Omikron typischen Mutationen zu erkennen“, erläuterte Müller.
Entsprechend der Coronavirus-Surveillance-Verordnung untersuchten die Labore jede Woche eine repräsentative Stichprobe der erstmalig SARS-CoV-2-positiven PCR-Proben mit der Vollgenomsequenzierung nach den Vorgaben des RKI.
Zusätzlich würden jetzt auch Proben auf die Omikron-typischen Mutationen untersucht, wenn ein konkreter Verdacht auf eine Infektion mit der Coronavariante Omikron bestünde, sagte Nina Beikert, Vorständin im ALM. Dies könne insbesondere bei Reiserückkehrern aus den entsprechenden Regionen sowie bei deren Kontaktpersonen der Fall sein. Entsprechende spezielle Testkits würden jetzt in dieser Woche den Laboren zur Verfügung gestellt.
Patienten mit auffälligen Symptomen sollten ein ärztlich geführtes Coronatestzentrum ansteuern, rät auch der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL). Dort könnten die Ärztinnen und Ärzte ohne Umwege einen PCR-Test im Facharztlabor beauftragen. Der Umweg über einen gewerblichen Antigenschnelltest sollte dann entfallen.
„Die ersten Infektionen mit der Omikron-Mutante fallen in die Hochinzidenzphase. Verlangsamen können wir die Ausbreitung dieser vermutlich besonders infektiösen Virusvariante, indem wir konsequent auf das PCR-Verfahren setzen“, so der Vorsitzende des BDL, Andreas Bobrowski.
Zwar müssten die medizinischen Labore bereits jetzt Tag für Tag ein gewaltiges Testpensum stemmen. Bei typischen Symptomen sei der Antigenschnelltest vom Testzentrum jedoch keine sinnvolle Alternative zum PCR-Test.
„Ein positives Schnelltestergebnis bewirkt meist eine Verzögerung von ein bis zwei Tagen. Erst dann wird der PCR-Test angestoßen, der Klarheit über die Infektion und Infektiosität bringt. Dieser Zeitverzug bis zur PCR birgt weitere Ansteckungs- und Verbreitungsgefahren. Wir sollten keine epidemiologischen Lücken entstehen lassen“, so der Lübecker Labormediziner.
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