Mehr als zwei Drittel der Kliniken haben Partnerschaft mit Medizintechnikunternehmen

Berlin – Wegen fehlender Mittel für Investitionen gehen Krankenhäuser in Deutschland neue Wege bei der Anschaffung von IT-Systemen und Medizintechnik. Laut dem Beratungsunternehmen Roland Berger finanzieren viele Kliniken innovative Technik über Kredite, doch 70 Prozent von ihnen gehen auch Partnerschaften mit Medizintechnikunternehmen ein.
„Vor allem beim Thema Digitalisierung der Krankenversorgung sind Investitionen unverzichtbar“, sagte Roland-Berger-Partner Oliver Rong. 41 Prozent der Kliniken konnten aber im vergangen Jahr keinen Überschuss erwirtschaften, so die „Krankenhausstudie 2018“, für die Roland Berger die 500 größten deutschen Krankenhäuser befragt hat. Trotzdem geben 54 Prozent der deutschen Krankenhäuser an, ausreichend zu investieren. Die übrigen nennen als Gründe für mangelnde Investitionstätigkeit, dass die Fördermittel nicht ausreichten und dass sie zu wenige Einnahmen aus dem laufenden Betrieb erwirtschafteten.
Kredit oder Partnerschaft
Die Möglichkeit zur Kreditfinanzierung schätzen die Krankenhäuser dagegen im Vergleich zum Vorjahr als besser ein. „Daraus lässt sich schließen, dass Investitionen vor allem über Kredite finanziert werden“, sagte Peter Magunia, ebenfalls Partner von Roland Berger. Bei den derzeit niedrigen Zinsen sei dies naheliegend, aber es verursache auch zukünftige Belastungen. „Und wenn das Zinsniveau wieder ansteigt, könnten diese fatale Folgen haben“, so Magunia.
Eine Möglichkeit für Krankenhausbetreiber, sich Innovationen ins Haus zu holen, ist laut dem Beratungsunternehmen die Zusammenarbeit mit Medizintechnikunternehmen. 54 Prozent der Befragten sähen solche Firmen als Treiber für Ideen und Innovationen, um moderne Lösungen für die Krankenversorgung zu entwickeln. „Dementsprechend geben auch 70 Prozent an, gezielt mit solchen Kooperationen zu arbeiten“, so Rong.
Als „Kooperation“ versteht das Beratungsunternehmen in diesem Zusammenhang eine vertraglich geregelte Zusammenarbeit, die über eine reine Kunden-Lieferanten-Beziehung hinausgeht. Allerdings meinen auch 37 Prozent der Befragten, dass die Weiterentwicklung des Krankenhaussektors nicht wesentlich durch Unternehmen der Medizintechnik getrieben werde.
In den meisten Fällen stünden bei den Kooperationsprojekten die Verbesserung der Behandlungsqualität sowie die Steigerung der internen Effizienz im Fokus. Die Digitalisierung der Krankenversorgung sei dagegen bisher nur bei 16 Prozent der Kliniken das Ziel solcher Kooperationen. „Dabei gibt es gerade hier ein großes Potenzial, das Krankenhäuser und Medizintechnikhersteller gemeinsam zum beiderseitigen Nutzen erschließen können“, so Magunia.
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