Ausland

Mehr Medizinstudienplätze trotz Ärztestreiks in Südkorea

  • Mittwoch, 20. März 2024
Südkoreas Bildungsminister Lee Ju Ho/picture alliance, YONHAPNEWS AGENCY, Yonhap
Südkoreas Bildungsminister Lee Ju Ho/picture alliance, YONHAPNEWS AGENCY, Yonhap

Seoul – Die südkoreanische Regierung in Seoul treibt trotz eines Ärztestreiks eine Reform des Gesundheits­systems voran: Sie kündigte heute die Schaffung von jährlich 2.000 neuen Medizinstudienplätzen an.

Mehr als 80 Prozent der Studienplätze würden an Universitäten außerhalb der Haupstadtregion gehen, um die Anzahl von Ärzten in ländlichen Gegenden zu erhöhen und so „wettbewerbsfähige regionale Medizinsys­teme zu schaffen“, erklärte Bildungsminister Lee Ju Ho bei einer Pressekonferenz.

In Südkorea haben tausende Assistenzärzte seit dem 20. Februar die Arbeit niedergelegt, obwohl ihnen Streiks gesetzlich verboten sind. Wegen der Protestaktion mussten reihenweise geplante Operationen ab­gesagt oder verschoben werden. Neben dem von der Regierung angekündigten Entzug ihrer Zulassung drohen den Streikenden auch strafrechtliche Konsequenzen.

Der Streik richtet sich vor allem gegen die jährliche Erhöhung der Medizinstudienplätze um 2.000. Damit will die Regierung nach eigenen Angaben einen drohenden Ärztemangel verhindern. Zudem müsse der alternden Gesellschaft Rechnung getragen werden, die zu mehr Arztbesuchen und Krankenhausaufenthalten führe.

Die Ärzte kritisieren, dass die Qualität der medizinischen Versorgung und der Ausbildung unter der Reform leiden werde. Befürworter der Reform werfen den Medizinern vor, ihre Gehälter und ihren sozialen Status absichern zu wollen.

Die medizinischen Universitäten in Seoul hatten 365 neue Plätze gefordert, auf sie entfällt laut einer Erklä­rung des Ministeriums aber kein einziger neuer Platz. Nach Angaben von Experten ist die Konzentration von Ärzten in der Hauptstadtregion eines der größten Probleme im südkoreanischen Gesundheitssystem und führt zu Versorgungsproblemen in ländlichen Gegenden.

Der Koreanische Ärzteverband kritisierte die Ankündigung der neuen Studienplätze. Damit werde „die letzte Brücke für einen Kompromiss“ abgerissen, was „katastrophale Folgen“ haben werde.

In der vergangenen Woche hatte eine Gruppe von Chefärzten aus Solidarität mit den streikenden Assistenz­ärzten ihren Rücktritt angekündigt. Bei einem Treffen von Vertretern der Medizinprofessoren von 20 Universi­täten hätten sich 16 Einrichtungen „mit überwältigender Mehrheit“ für die Unterstützung ihrer jüngeren Kolle­gen ausgesprochen, sagte der Leiter der Gruppe.

afp

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung