Mehr Zecken und Borreliose-Fälle in Sachsen

Dresden – In den ersten sechs Monaten 2018 sind in Sachsen mehr Erkrankungen an der von Zecken übertragenen Lyme-Borreliose registriert worden als im Vorjahreszeitraum. Nach einer Statistik des Gesundheitsministeriums gab es 593 Fälle und damit 145 mehr als in den beiden ersten Quartalen 2017. „Die tatsächliche Anzahl dürfte höher sein, da nicht jede Infektion festgestellt oder gemeldet wird“, sagte ein Sprecher.
Für den Parasitologen Franz-Rainer Matuschka von der Universität Potsdam sind das normale Schwankungen. „Und jeder kann sich selbst dagegen schützen.“ Allerdings habe es nach dem anfangs nassen Frühjahr die Menschen vermehrt ins Freie gezogen. „Jetzt ist es trocken und windig und damit katastrophal für Zecken“, sagte Matuschka. „Zur Panik besteht also gar kein Anlass.“ Das Risiko sei verglichen mit den Gefahren im Straßenverkehr gering und die Erkrankung zudem gut therapierbar. Nach Angaben des Epidemiologen Martin Pfeffer von der Universität Leipzig ist nur jede vierte bis fünfte Zecke infiziert.
Ein Zeckenforscher befürchtet unterdessen die Ausbreitung des durch die Tiere übertragenen FSME-Virus auch in Norddeutschland. „Wir sehen bereits jetzt, dass sich das FSME-Virus weiter in den Norden ausbreitet und es eine Tendenz auch in Richtung Nordwesten gibt“, sagte Gerhard Dobler, Wissenschaftler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, dass mit größeren Veränderungen nicht zu rechnen sei, teile er nicht.
Die weitaus meisten Erkrankungsfälle seien auch im Jahr 2017 in Süddeutschland aufgetreten, sagte er. Immer wieder hätten sich jedoch auch Menschen in privaten Gärten in Berlin, in Stadtparks in Mecklenburg-Vorpommern und auch an der niedersächsisch-niederländischen Grenze angesteckt. „Die Entwicklung bleibt regional sehr unterschiedlich“, hob Dobler hervor. So sei die Zahl der FSME-Erkrankungsfälle in Unterfranken, in Hessen, im Odenwald und auch im nördlichen Baden-Württemberg sogar deutlich zurückgegangen. „Momentan wissen wir nicht, was die Ursache dafür ist, dass die FSME da praktisch verschwindet“, räumte der Forscher ein.
Generell könne gesagt werden, dass in Deutschland die gefährliche Hirnhautentzündung seit wenigen Jahren bevorzugt auch in Regionen neu auftrete, die mit 600 bis 700 Meter etwas höher liegen. Als FSME-Risikogebiete gelten aktuell 156 Kreise in Deutschland. Dazu zählen fast ganz Bayern und Baden-Württemberg, aber auch Teile von Hessen, Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen und des Saarlands.
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