Vermischtes

Mehrere Krankenhausfälle durch Fälschungen von Ozempic

  • Dienstag, 24. Oktober 2023
/Original: Maybaum, DÄ, Fälschung: Regierungspräsidium Freiburg, BfArM
/Original: Maybaum, DÄ, Fälschung: Regierungspräsidium Freiburg, BfArM

Innsbruck/Wien – Österreichischen Behörden zufolge ist es in mehreren Fällen nach der Anwendung des gefälschten Diabetesmedika­men­ts Ozempic zu gesundheitsgefährdenden Situationen gekommen. Diese hätten „ohne sofortige ärztliche Behandlung zum Tode“ führen können, berichtete das österreichische Bundeskrimi­nalamt gestern in Wien.

Zuvor war nur ein Fall einer 31-jährigen Frau aus Salzburg bekannt, die eine mutmaßliche Fälschung des Produktes Ozempic verwendet hatte und danach mit schweren Nebenwirkungen in einem Krankenhaus be­handelt werden musste. Ihren Anwälten zufolge hatte die Frau das Mittel als Abnehmmedizin von einem Salzburger Schönheitschirurgen bezogen.

Ozempic ist zur Behandlung von Diabetes zugelassen, aber derzeit auch als Diätmittel sehr begehrt. Nach Angaben des österreichischen Bundesamtes für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) nutzen Kriminelle die aktuellen Engpässe aus, um mit Fälschungen Geld zu machen.

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) in Amsterdam hatte vorige Woche gewarnt, dass in der Europäi­schen Union und Großbritannien gefälschte Ozempic-Diabetes-Pens aufgetaucht seien. Die Spritzhilfen mit Labels in deutscher Sprache stammten demnach von Großhändlern in Österreich und Deutschland.

Das Bundeskriminalamt in Wien wies auf Unterschiede zwischen Fälschung und Original hin: Die falschen Spritzhilfen sind demnach von einem dunkleren Blau und haben ein völlig durchsichtiges statt grau um­klei­detes Sichtfenster. Bei der Fälschung ist der Einstellring für die Dosierung ausfahrbar, beim Original nicht. Die falschen Nadeln sind vier Millimeter lang, die echten sechs Millimeter.

Das österreichische Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) berichtete gestern, dass bereits mehrere Patienten im Krankenhaus behandelt werden mussten. Vermutlich enthalte das gefälschte Mittel Insulin anstelle des Wirkstoffs Semaglutid, hieß es.

Laut Bundeskriminalamt haben die bislang von Nebenwirkungen betroffenen Personen in Österreich die gefälschten Produkte von einem Arzt in Österreich bezogen. Die Fälle wurden einer bestimmten Produkt­ions­charge zugeordnet. Die Ermittler warnten, dass noch weitere Spritzen aus derselben Charge im Umlauf oder bei anderen Ärzten vorrätig sein könnten.

Die 31-Jährige aus Salzburg ist laut ihren Anwälten nur leicht über­ge­wichtig und keine Diabetikerin. Sie habe das Mittel Ozempic seit Jahresbeginn drei Mal von dem Salzburger Arzt erhalten. Beim vierten Mal sei ihr offenbar eine gefälschte Version verkauft worden, sagte Lisa Holzmann von der Kanzlei Dr. Hermann Holz­mann in Innsbruck.

Die junge Frau verbrachte eine Nacht im Krankenhaus. „Es hätte auch ganz anders ausgehen können, nämlich mit dem Tod“, sagte Holzmann. Die Juristin stellte zivil- und strafrechtliche Schritte gegen den Arzt und seinen Lieferanten in Aussicht. Bei dem Lieferanten handle es sich nicht um eine Apotheke, sagte sie, ohne weitere Details zu nennen.

dpa

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