Mehrwertsteuersenkung: Einsparung für Kassen, Ärger um Alkohol

Berlin – Durch die geplant Mehrwertsteuerabsenkung der Bundesregierung spart die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) Millionen. Ärger gibt es aber nach wie vor um Alkohol und Tabak.
Die Senkung der Mehrwertsteuer für Arzneimittel bringe der GKV eine Ersparnis von 700 Millionen Euro, erklärte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) heute vor Journalisten in Berlin.
Wenn er verschiedentlich, auch richtigerweise, den Hinweis auf Mehrkosten in der Coronalage für die Krankenkassen höre, seien die 700 Millionen Euro nun auch ein „Signal für eine Entlastung“ an die Kassen.
Wegen der Pandemie entstehen der GKV gerade Mehrkosten in Milliardenhöhe – etwa durch mehr Testungen auf SARS-CoV-2. Der Bund hat Zuschüsse in Aussicht gestellt.
Das Kabinett hatte heute wichtige Teile eines Konjunkturpakets zur Ankurbelung der Wirtschaft in der Coronakrise auf den Weg gebracht. Dazu gehört eine Senkung der Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr.
Konkret soll der Steuersatz vom 1. Juli bis zum 31. Dezember statt 19 Prozent nur noch 16 Prozent betragen. Der ermäßigte Satz, der für viele Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs gilt, soll von sieben auf fünf Prozent reduziert werden.
Der heutige Beschluss sorgt nun dafür, dass der Verbraucher für Tabak weiterhin genausoviel bezahlen wird wie bisher. Das hat steuerliche Gründe. Alkohol wird aber – ein paar Cent – billiger.
„Beim Tabak wird der Verbraucher keine Preissenkungen merken, aber die Unternehmer schon“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), dem Deutschen Ärzteblatt. Sie profitierten von der Absenkung quasi „durch die Hintertür“.
Beim Alkohol werde die Mehrwertsteuersenkung dagegen direkt beim Kunden ankommen. „Das kann ich als Drogenbeauftragte nach wie vor nur kritisch sehen. Ich sage es noch einmal: Wir wollen, das die Menschen in Deutschland weniger und nicht mehr Alkohol konsumieren“, sagte Ludwig.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) betonte heute, man habe für Alkohol und Alkoholprodukte keine Ausnahmen vorgesehen. Bei Tabakprodukten gebe es eine Ausnahme, jedoch aus anderen Gründen, sagte der Minister weiter. Diese sei „auf Wunsch auch der Industrie“ erfolgt, weil das sonst notwendige Umpacken aller Zigarettenpackungen wohl „im Dezember noch nicht abgeschlossen“ wäre.
Kritik an der Senkung hatte es gestern bereits von Psychotherapeuten gegeben. „Alkohol zu verbilligen, erhöht die Schäden, die der hohe Bier-, Wein- und Schnapskonsum jetzt schon anrichtet“, sagte Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
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