Menschenrechtskommissarin des Europarats fordert Verbot von „Konversionstherapien“

Straßburg – Die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hat die Mitgliedstaaten aufgerufen, sogenannte „Konversionstherapien“ zur Änderung der sexuellen Orientierung von Homosexuellen zu unterbinden.
„Diese Eingriffe werden in Europa weiterhin praktiziert, oftmals völlig legal und generell unter einem medizinischen oder religiösen Vorwand“, kritisierte Mijatovic in einem heute in Straßburg vorgelegten Bericht.
Sogenannte „Konversionstherapien“ haben das Ziel, die sexuelle Orientierung der „Patienten“ gezielt zu ändern. Dabei kommen verschiedene Methoden wie Elektroschocks, die Einnahme von Hormonen oder exorzistische Riten zum Einsatz. Dieses Vorgehen habe „schädliche Folgen“, die „tiefgreifend und dauerhaft“ seien, kritisierte die Menschenrechtskommissarin des Europarats.
Dennoch sei es für die Betroffenen schwierig, den ihnen zugefügten Schaden anerkennen zu lassen und Schmerzensgeld zu erhalten. „Diese Situation ist nicht mehr tragbar“, betonte Mijatovic.
Ihr Bericht verweist auf Schätzungen, wonach in der Europäischen Union zwei Prozent der nicht heterosexuellen Menschen eine sogenannte Konversionstherapie hinter sich haben. Fünf Prozent von ihnen wurde demnach zumindest eine „Konversionstherapien“ nahegelegt.
Die tatsächlichen Zahlen könnten noch deutlich höher sein, erklärte Mijatovic. Nach ihren Angaben gibt es immerhin seit einigen Jahren immer mehr Verbote solcher Praktiken.
Als erstes europäisches Land beschloss Malta 2016 ein solches Verbot. Es folgten Länder wie Griechenland, Albanien und Frankreich. In Deutschland sind sogenannte „Konversionstherapien“ seit 2020 verboten. Verstöße können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr bestraft werden.
Mijatovic rief die Mitglieder des Europarats auf, „präzise und anwendbare Verbote“ zu beschließen. Damit sollten sie „ein starkes Signal an die Gesellschaft“ gegen die Ausgrenzung sexueller Minderheiten senden. Dem Europarat gehören mehr als 40 Staaten an. Die Organisation versteht sich als Hüterin der Menschenrechte.
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