Merck erwartet Gewinnrückgang

Darmstadt – Das Ende der Coronapandemie und ein schwächeres Geschäft mit Flüssigkristallen für Bildschirme setzen dem Darmstädter Merck-Konzern zu. Im ersten Quartal konnte das Dax-Unternehmen den Umsatz aus eigener Kraft kaum noch steigern.
„2023 wird für uns ein Übergangsjahr“, sagte Vorstandschefin Belen Garijo heute. Inzwischen trüben sich die Aussichten auch auf dem Halbleitermarkt weiter ein, weshalb der Konzern einen sinkenden Gewinn erwartet.
Aus eigener Kraft – also ohne Übernahmen und Wechselkurseffekte – wuchs der Umsatz zum Jahresauftakt nur minimal um 0,8 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Euro, nachdem Merck in der Pandemie noch stark gewachsen war.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) ging um knapp drei Prozent auf rund 1,59 Milliarden Euro zurück. Analysten hatten hier mit noch weniger gerechnet. Nach Steuern sank der Gewinn auf 800 Millionen Euro von 884 Millionen ein Jahr zuvor.
Merck hatte in der Pandemie in seinem Laborgeschäft lange von der starken Nachfrage von Impfstoffherstellern und -forschern weltweit profitiert und belieferte auch den Mainzer Hersteller Biontech. Doch mit dem Abflauen des Virus sinken die Coronakumsätze nun deutlich.
Auch kämpft der Konzern im Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für TV- und Smartphone-Bildschirme seit Jahren mit Konkurrenz aus Asien, und die große Nachfrage nach Unterhaltungsgeräten in der Pandemie schwindet. Zudem setzen Merck höhere Kosten im Zuge der Inflation zu.
Das Management hatte daher schon im Frühjahr eine vorsichtige erste Prognose abgegeben. Inzwischen zeige sich aber, dass die Schwäche im Halbleitermarkt deutlicher ausfallen werde als angenommen. Der Umsatz soll daher dieses Jahr bei 21,2 bis 22,7 Milliarden Euro liegen (Vorjahr: 22,2 Milliarden).
Das bereinigte Betriebsergebnis dürfte auf 6,1 bis 6,7 Milliarden Euro sinken nach 6,8 Milliarden 2022 – im schlimmsten Fall also ein Minus von fünf Prozent aus eigener Kraft.
Der schwache Halbleitermarkt und das maue Flüssigkristallgeschäft sorgten im ersten Quartal für einen Ergebniseinbruch in der Elektronik-Sparte. Merck erwartet, dass sich der Halbleitermarkt, in den der Konzern mit der Übernahme des US-Konzerns Versum 2019 eingestiegen war, in der zweiten Jahreshälfte erholt, aber „später und von einer niedrigeren Basis als ursprünglich angenommen“.
In der Laborsparte konnte Merck sinkende Coronaumsätze mit einem weiteren Wachstum im Kerngeschäft insbesondere mit Produkten und Dienstleistungen für die wissenschaftliche Forschung ausgleichen.
Allerdings lag der Erlös der Sparte nur noch hauchdünn über dem Vorjahr. Zum Jahresauftakt trugen vor allem Mercks jüngere Kassenschlager aus der Pharmasparte zum Konzernwachstum bei, vor allem das Krebsmedikament Bavencio und Mavenclad zur Behandlung von Mulipler Sklerose. Der Umsatz der Sparte wuchs um gut sechs Prozent.
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