Medizin

Methamphe­tamin-Entzug: Neue S3-Leitlinie rät von Substitution mit psychoaktiven Substanzen ab

  • Montag, 3. Juli 2017
Uploaded: 02.12.2016 17:50:21 by maybaum

Köln/Regensburg – Die erste S3-Leitlinie zu Metamphetamin-bezogenen Störungen ist kürzlich erschienen. Im Mittelpunkt steht die Evidenz zur medikamentösen und psychotherapeutischen Therapie, die sich jedoch größtenteils als äußerst schwach herausstellte. Psychotherapie und Sportprogramme zeigen dennoch im Vergleich zu Medikamenten bessere Effekte bei Crystal Meth-abhängigen Personen. Eine Zusammenfassung der Leitlinie ist im Deutschen Ärzteblatt (DÄ) erschienen (Dtsch Arztebl Int 2017; 114(26): 455-61). 

Methamphetamin-Konsumenten suchen vor allem in den an Tschechien angrenzenden Bundesländern (Sachsen, Bayern und Thüringen) häufiger Ärzte und Suchthilfen auf. Bisherige Leitlinien halfen bei der Entscheidung für eine Therapie nur unzureichend weiter. Denn sie bezogen sich nicht spezifisch auf die Substanz Methamphetamin und waren zudem veraltet. Die Bundes­ärzte­kammer hat daher finanziert durch das Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter­ium ein Expertenpanel beauftragt, eine S3-Leitlinie zu entwickeln. 

Basierend auf einer Literaturrecherche, die auch 58 Studien zu medikamentösen Interventionen einschloss, haben die Experten um Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank vom Landschaftsverband Rheinland-Klinik in Köln Empfehlungen zu Medikamenten, Substitution, Psychotherapie und Sportprogrammen zusammengefasst. Gut belegt ist beispielsweise die Wirksamkeit kognitiver Verhaltenstherapie oder des Kontingenz­managements.

Nachweislich positiv wirkt sich auch Sport auf Methamphetamin-Abstinenzsymptome, wie Suchtdruck, Angst und Depressivität, aus. Medikamente wie etwa Tranquilizer werden nur eingeschränkt empfohlen. Die Datengrundlage sei zu schwach, damit könne man wenn überhaupt nur geringe Effekte nachweisen, heißt es in der Publikation. Vergleichbar schlecht ist Evidenz zu Substitutionsversuchen mit Psychostimulanzien. Der Einsatz von retardiertem D-Amphetamin oder retardiertem Methylphenidat wird daher in der S3-Leitlinie nur im Rahmen von klinischen Studien empfohlen.

gie

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