Millionen Kinder leiden unter „Passivtrinken“

Hamm – Millionen von Kindern leiden in Deutschland unter den Folgen von Alkoholmissbrauch der Eltern. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm wachsen ein bis zwei Millionen Kinder in Familien mit Alkoholproblemen auf und sind in ihrer Entwicklung gefährdet. Jede fünfte bis sechste Schwangere trinkt außerdem zumindest gelegentlich Alkohol und setzt die Gesundheit des Kindes aufs Spiel.
Aber nicht nur Kinder in Suchtfamilien sind als „Passivtrinker“ betroffen. Tausende Menschen werden Opfer von Straftaten und Unfällen, die unter Alkoholeinfluss passieren. 2015 starben 256 Menschen auf der Straße, weil Fahrer zu viel getrunken hatten. Von den Folgen sind auch Angehörige und Retter betroffen.
Die DHS sieht den Begriff „Passivtrinker“ als Pendant zum Passivrauchen als gerechtfertigt an, auch wenn sich gesundheitliche Folgen selten direkt auf den Wirkstoff Alkohol im Körper beziehen. „Passiv von Alkoholkonsum Betroffene finden sich in nahezu allen Lebensbereichen wieder“, sagte DHS-Geschäftsführer Raphael Gaßmann. Unter den Folgen von Alkoholmissbrauch litten auch Reisende, die betrunkenen und randalierenden Fußballfans kaum ausweichen könnten. Die Gesundheitsschäden durch Alkohol beziffert er auf rund 40 Milliarden Euro im Jahr.
Die DHS fordert, den Alkoholverbrauch über höhere Steuern zu verteuern, den Zugang konsequent auf 18 Jahre zu erweitern und den Verkauf außerhalb von Gaststätten nachts zu verbieten. Zudem solle auf Werbung verzichtet werden.
Der Pro-Kopf-Konsum lag in Deutschland 2015 laut DHS bei 135,5 Litern alkoholischen Getränken, etwa eine Badewanne voll. Umgerechnet seien das 9,6 Liter reiner Alkohol. Männer trinken durchschnittlich mehr als Frauen.
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