Mittelalte Männer und Kinder immer häufiger von Adipositas betroffen

Berlin – Männer im mittleren Alter sind besonders adipositasgefährdet und haben die höchsten Übergewichtquoten. Auch Kinder sind zunehmend von Übergewicht und Adipositas betroffen. Darauf machte Doris Bardehle, Koordinatorin des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Männergesundheit, heute in ihrem Eröffnungsvortrag zur Internationalen Männergesundheitswoche aufmerksam.
Die Anzahl adipöser Erwachsener habe sich seit 1990 weltweit verdoppelt, bei Kindern und Jugendlichen sogar vervierfacht, verwies Bardehle auf eine Erhebung zum diesjährigen World Obesity Day. Im Jahr 2022 ist demnach eine Milliarde Menschen weltweit von Adipositas betroffen gewesen, darunter 504 Millionen Männer, 374 Millionen Frauen sowie 65,1 Millionen Mädchen und 94,2 Millionen Jungen.
Dem World Obesity Atlas 2024 zufolge wird in Deutschland mit einer jährlichen Zuwachsrate der Adipositasfälle von 2020 bis 2035 um 0,5 Prozent bei den Erwachsenen und um 1,5 Prozent bei Kindern ausgegangen. Dadurch könnten 2035 mehr als vier Millionen Kinder von Adipositas betroffen sein, für Erwachsene steigt das Risiko für Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Koronare Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Krebs.
Die globale Zielvorgabe der WHO, den Anstieg der Adipositasraten bis 2025 zu unterbinden, werde Deutschland damit nicht erreichen, verdeutlichte Bardehle. Allerdings erfülle auch keiner der 52 weiteren Mitgliedstaaten der Europäischen Regionen der WHO diese Vorgaben.
Es müsse dringend etwas unternommen werden, um dem Trend entgegenzuwirken, sagte die Koordinatorin. Neben politischen Maßnahmen – wie einer Zuckerreduzierung in Lebensmitteln, Strategien zur Nahrungsmittelsicherheit und -qualität sowie einer Steigerung der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung – seien aktuelle Erhebungen von Übergewicht und Adipositas in Deutschland wichtig.
„Wir brauchen in Deutschland verlässliche, amtliche Zahlen“, sagte Bardehle. Viele Daten seien seit Jahren nicht aktualisiert worden, durch die Coronapandemie sei man in zeitlichen Verzug geraten und habe Mühe, Schritt mit den anderen Ländern zu halten. „Viele Zahlen sind veraltet, die können international gar nicht verkauft werden“, betonte sie.
Bardehle schlug vor, Einschulungsuntersuchungen bis zur kommunalen Ebene zu nutzen und auch das Gewicht älterer Kinder und Jugendlicher regelmäßig zu erheben. Zur Erfassung von Übergewicht und Adipositas auf Kreisebene seien Erhebungen über den Mikrozensus sinnvoll. Adipositas könne damit in Deutschland transparenter gemacht werden und die Zahlen seien international vergleichbarer.
In Hinblick auf das erhöhte Risiko für Übergewicht und Adipositas bei Männern und Jungen informiert die Internationale Männergesundheitswoche in diesem Jahr über Maßnahmen, von denen die Zielgruppe am meisten profitieren kann, um überschüssiges Gewicht abzubauen. Der Fokus liegt auf der Altersgruppe der 45 bis 64-jährigen Männer sowie der sechs- bis 10-jährigen Kinder.
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