Mittelfristige Veränderungen im MRT nach COVID-19-Infektion

London - Etwa zwei Monate nach einer schweren COVID-19-Infektion mit Troponin-Erhöhung waren während der Rekonvaleszenz mitunter Myokarditis-ähnliche Veränderungen mit begrenzten funktionellen Einschränkungen im MRT nachweisbar. Bei einem Viertel der Patienten wurde eine ischämische Herzerkrankung festgestellt, von denen zwei Drittel womöglich De-novo-COVID-19-bedingte Veränderungen darstellen. Außerdem konnten bei einem Teil der Patienten Hinweise auf eine anhaltende lokale Entzündung festgestellt werden.
Im Rahmen der im European Heart Journal (DOI: 10.1093/eurheartj/ehab075.) veröffentlichten Analyse wurden 148 Patienten (64 ± 12 Jahre, 70% Männer) mit schwerer COVID-19-Infektion aus sechs Krankenhäusern in London (UK) eingeschlossen. Bei allen Patienten wurde eine Troponin-Erhöhung festgestellt und 32 Prozent Studienteilnehmer mussten beatmet werden.
Durchschnittlich 68 Tage nach der Infektion wurde ein Rekonvaleszenz-CMR (cardiovascular magnetic resonance, inklusive Adenosin-Stress-MRT, wenn angezeigt) durchgeführt. Die CMR wurde als eine nicht-invasive Methode zur Beurteilung des Troponin-Anstiegs bei COVID-19-Infektionen herangezogen, um das Ausmaß von Myokardverletzungen einzuschätzen. Bisherige Autopsie-Studien detektierten entzündliche Myokardinfiltrate bei akuter COVID-19-Infektion, jedoch ist die genaue Prävalenz einer Myokarditis bei COVID-19 weiterhin unbekannt.
Veränderungen in der MRT
Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die linksventrikuläre Funktion (LV) bei 89 Prozent unauffällig (Ejektionsfraktion 67% ± 11%) war. In 54 Prozent der Fälle wurde eine späte Gadolinium-Verstärkung und/oder Ischämie festgestellt. Dies umfassten eine Myokarditis-ähnliche Symptomatik (26%), einen Infarkt und/oder eine Ischämie (22%) und duale Pathologien (6%). Eine Myokarditis-ähnliche Symptomatik war in 88 Prozent der Fälle auf drei oder weniger Myokardsegmente beschränkt (d.h. ohne LV-Dysfunktion). Von diesen zeigten 30 Prozent eine aktive Myokarditis. Ein Myokardinfarkt wurde bei 19 Prozent und eine induzierbare Ischämie bei 26 Prozent unter denjenigen festgestellt, die sich einer Stressperfusion unterzogen. Von den Patienten mit ischämischem Verletzungsmuster hatten 66 Prozent keine Koronarerkrankungen in der Vorgeschichte. Es gab keine Hinweise auf diffuse Fibrosen oder Ödeme im entfernten Myokard.
Anhaltende lokale Myokardentzündung von klinischer Relevanz
Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer Untergruppe von Patienten, die eine schwere COVID-19-Infektion überleben und eine Troponin-Erhöhung aufweisen, eine anhaltende lokale Myokardentzündung nachweisbar ist. Diese hat möglicherweise Auswirkungen auf das Langzeit-Outcome und ist womöglich von klinischer Relevanz für das Therapiemanagement dieser Patienten.
Bei etwa der Hälfte der Patienten mit einer CMR-Anomalie war eine Myokardverletzung während einer COVID-19-Infektion so schwerwiegend, dass eine akute Krankenhauseinweisung erforderlich war. Die gefundenen Muster von Anomalien deuten auf mehrere zugrunde liegenden pathologischen Mechanismen hin. Allerdings geben die Studienautoren zu bedenken, dass es unklar bleibt, ob es sich womöglich um „stille“ Vorerkrankungen oder um COVID-19-bedingte Veränderungen handelt. Das längerfristige Outcome bei „Long-COVID-Patienten“ mit Anzeichen von anhaltenden lokalen Entzündungsreaktionen muss weiter untersucht werden.
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