Politik

Modellvorhaben in Baden-Württemberg soll Kindern mit psychischen Störungen helfen

  • Freitag, 6. Oktober 2017

Tübingen/Stuttgart – Ein Modellvorhaben von AOK Baden-Württemberg, Universitäts­klinikum Tübingen und Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) soll die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit schweren psychischen Störungen verbessern.

Hintergrund ist, dass laut den Projektteilnehmern immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen stationär behandelt werden müssen. Im Jahr 2016 wurden rund 2.500 bei der AOK Baden-Württemberg versicherte Kinder und Jugendliche stationär in einer kinder- und jugendpsychiatrischen Klinik behandelt. 42 Prozent von ihnen waren länger als sechs Wochen im Krankenhaus.

Übergang wichtig

„Gerade für Heranwachsende mit schweren psychischen Störungen ist es von zentraler Wichtigkeit, zeitnah in ein selbstbestimmtes Leben zurückzufinden“, erläuterte Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg. Dabei sei der Übergang aus dem stationären Aufenthalt in die soziale Lebenswelt eine extrem sensible Phase. Dort setze setzt das Modell an und ermögliche insbesondere eine therapeutisch intensiv begleitete Rückkehr in den Alltag draußen.

Das neue Modellvorhaben startet bereits während des Klinikaufenthaltes, nimmt aber besonders die Zeit nach dem stationären Aufenthalt in den Blick. Die jungen Patienten erhalten im Anschluss an eine möglichst verkürzte vollstationäre Behandlung eine „Therapeutische Intensivbehandlung im Ambulanten Setting“ (TIBAS). „Diese neue ambulante Intensivbehandlung hat das Ziel, bei umfassender therapeutischer Versorgung betroffenen Kindern und Jugendlichen schneller eine Rückkehr in ihre Lebensbezüge mit Familie, Freunden, Schule und Verein zu ermöglichen“, erklärte Tobias Renner, ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter am Universitätsklinikum Tübingen.

Die Kinder und Jugendlichen erhalten zunächst einzel- und gruppentherapeutische sowie tagesstrukturierende Angebote am Klinikum. Sie wohnen aber bereits zu Hause und nehmen dort am sozialen Leben teil. „Die Behandlungsintensität passen wir gezielt auf die Patientenbedürfnisse an. So erreichen wir eine nachhaltige Stabili­sierung, können aber auch bei wiederkehrenden Krisen schnell mit allen Versorgungs­angeboten des Krankenhauses reagieren, um erneute stationäre Einweisungen möglichst zu vermeiden“, sagte Renner. Sobald es möglich ist, sollen niedergelassene Fachärzte sowie speziell für Kinder und Jugendliche ausgebildeten Psychotherapeuten die Patienten weiter betreuen.

Ein persönlicher Betreuer begleitet die Patienten über die gesamte Behandlungsdauer – vom stationären Aufenthalt über die Klinikentlassung bis zur ambulanten Betreuung. Das Modellvorhaben hat eine Laufzeit von acht Jahren und wird wissenschaftlich evaluiert.

hil

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