Medizin

Morbus Parkinson: Nasale Wirkstoffe könnten Ausbreitung von alpha-Synuklein im Gehirn stoppen

  • Montag, 1. November 2021
/Syda Productions, stock.adobe.com
/Syda Productions, stock.adobe.com

Chicago – Die intranasale Gabe von 2 verschiedenen Peptiden kann bei Mäusen die Ausbreitung von alpha-Synuklein im Gehirn verlangsamen und die motorischen Symptome eines Morbus Parkinson lin­dern. Die in Nature Communications (2021; DOI: 10.1038/s41467-021-25767-1) vorgestellten Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von alpha-Synuklein für die Pathogenese der Erkrankung und könnten zur Ent­wicklung einer krankheitsmodifizierenden Behandlung führen.

Beim Morbus Parkinson kommt es in den Nervenzellen zur Bildung von zytoplasmatischen Einschlüssen, die als Lewy-Körperchen bezeichnet werden und im Wesentlichen aus dem Protein alpha-Synuklein beste­hen. Ähnliche Ablagerungen treten auch bei der selteneren Lewy-Körper-Demenz und der noch selteneren multiplen systemischen Atrophie auf. Alle 3 Erkrankungen werden heute als Synukleino­pathien bezeichnet.

Im fortgeschrittenen Stadium wird Alpha-Synuklein teilweise von den Zellen ausgestoßen, was eine ent­zündliche Reaktion zur Folge hat. Hinzu kommt, dass alpha-Synuklein von benachbarten Zellen auf­ge­nommen werden kann. Nach einer wissenschaftlichen Hypothese breitet sich die Erkrankung wie bei einer Prionenerkrankung aus. Dies könnte erklären, warum es beim Morbus Parkinson am Ende nicht bei den bekannten motorischen Symptomen bleibt, sondern oft eine Demenz und andere Störungen hinzu­kommen.

Eine Arbeitsgruppe um Kalipada Pahan von der Rush Universität in Chicago hatte in früheren Studien den Ablauf der Entzündungsreaktionen im Gehirn näher untersucht. Die Forscher fanden heraus, dass der „Toll-like-Rezeptor 2“ (TLR-2), ein Bestandteil des angeborenen Immunsystems, und das Protein MDy88 beteiligt sind. In der aktuellen Studie haben sie untersucht, wie sich die weitere Ausbreitung der Erkran­kung durch die gezielte Ausschaltung von TLR-2 stoppen lässt.

Die Forscher untersuchten dies zunächst an Zellkulturen. Später wurde bei Mäusen durch die Injektion von synthetischem alpha-Synuklein in die Capsula interna eine Erkrankung ausgelöst. Die Tiere wurden dann intranasal mit den Proteinen TIDM und NBD behandelt. TIDM („TLR2-interacting domain of MyD88“) inhibiert TLR-2, NBD („NEMO-binding domain“) blockiert ein nachgeschaltetes Protein. Beide Proteine haben die weitere Ausbreitung von Alpha-Synuklein bei den Mäusen gestoppt und die Sympto­me des Parkinsonsyndroms vermindert: Gang, Gleichgewicht und andere motorische Funktionen der Mäuse verbesserten sich nach der Behandlung.

Die Behandlung wäre von klinischem Interesse, da TIDM und NBD über ein Nasenspray appliziert werden könnten. Die Wirkstoffe würden über das Riechepithel und die Lamina cribosa des Siebbeins ins Gehirn gelangen. Eine Wirksamkeit würde gleichzeitig die Prionenhypothese der Synukleinopathien bestätigen. Die Forschung befindet sich allerdings noch in einem frühen Stadium. Klinische Studien sind offenbar noch nicht geplant.

rme

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung