Neue Erkenntnisse aus der Parkinson-Forschung geben Anlass zur Hoffnung

Berlin – Ein immer besseres Verständnis der molekulargenetischen Grundlagen könnte den Weg für neue zielgerichtete Therapien bei Parkinson bereiten. Weiterhin sind neue Biomarker für eine frühere Diagnose in der Pipeline.
Das sind wichtige Themen des virtuellen Deutschen Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen, der seit heute bis zum 26. März stattfinden wird. Daneben stehen auch die Vernetzung und Digitalisierung der Patientenversorgung im Fokus.
Anlässlich der Auftaktpressekonferenz äußerte sich etwa Günter Höglinger, Kongresspräsident und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), zu den genetischen und molekularen Grundlagen. Hier ginge es darum, neue therapeutische Ansätze zu finden, sagte er.
Innerhalb der Gruppe der Parkinsonsyndrome würden, so Höglinger, die Parkinson-Krankheit und atypische Parkinsonsyndrome unterschieden. Die Parkinsonsyndrome würden durch Aggregation von Proteinen wie Alpha-Synuklein und Tau in den Nerven- oder Stützzellen hervorgerufen.
Diese Proteine könnten in verschiedenen Faltungen vorliegen – eine Erkenntnis, die laut Höglinger „unser Verständnis der Krankheiten revolutionieren wird“. Diese unterschiedlichen Fehlfaltungen scheinen die Ursache für die verschiedenen Parkinsonsyndrome zu sein.
Es gäbe bereits Vorschläge für eine Klassifizierung basierend auf den Fehlfaltungen. Dies ermöglichte unter Umständen zielgerichtete Therapien, die die Fehlfaltung der Proteine aufheben und dadurch den Krankheitsfortschritt aufhalten könnten.
Claudia Trenkwalder vom Kompetenznetzwerk Parkinson und Bewegungsstörungen an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel ging auf die nicht-motorischen Beschwerden der Parkinsonsyndrome ein. Sie betonte, dass bereits zum „Diagnosezeitpunkt die Anzahl nicht motorischer Symptome eine erhebliche Rolle spielt.“
Dazu gehörten zum Beispiel Riechstörungen, gastrointestinale Motilitätsstörungen und Schlafstörungen. Eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD), die sich etwa durch lautes Sprechen oder heftige Bewegungen im Schlaf äußern, kann beispielsweise schon zehn bis 15 Jahre vor Beginn der motorischen Symptome bestehen und ein empfindliches Warnzeichen darstellen.
Darüber hinaus wurden in den vergangenen Jahren Biomarker entdeckt, die gegebenenfalls eine frühe Diagnose der Parkinson-Krankheit ermöglichen. In Diskussion sind beispielsweise derzeit Alpha-Synuklein-Messungen aus der Zerebrospinalflüssigkeit (Liquor) zur Früherkennung, wie Trenkwalder ausführte.
Zur Vernetzung und Digitalisierung in der Parkinsonversorgung sprach Lars Tönges von der Sektion Neurodegenerative Erkrankungen an der Neurologischen Klinik der Ruhr- Universität Bochum. Er stellte die Frage, ob man die Corona-Pandemie als Booster für die digitale Betreuung der Parkinsonpatienten betrachten könnte.
Tönges beantworte die Frage mit „Ja, aber wir sind erst am Anfang dringend nötiger Verbesserungen.“ Angestrebt würde eine Integration von virtueller und traditioneller Patientenversorgung, wobei virtuelle Arztbesuche als Ergänzung dienen sollten.
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