Ärzteschaft

MS-Patienten deutlich anfälliger für psychische Erkrankungen

  • Montag, 9. Juli 2018
/terovesalainen, stockadobecom
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Berlin – Patienten mit Multiple Sklerose (MS) leiden häufig unter zum Teil schwer­wiegenden Begleit- und Folgeerkrankungen. Dazu zählen unter anderem kognitive Einschränkungen, gesteigerte psychische und somatische Ermüdbarkeit und Depressionen, Sehstörungen, Muskelschwäche und Störungen der Sexualität und der Blasen- sowie Darmfunktion. Das berichten Wissenschaftler des Versorgungsatlas, einer Initiative des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi).

Sie haben in einer deutschlandweiten Untersuchung den Versorgungsbedarf der Patienten bei Vertragsärzten untersucht und die Unterschiede mit Hilfe einer Vergleichsgruppe dargestellt. Als Datengrundlage dienten bundesweite vertrags­ärztliche Abrechnungsdaten. Die Studienpopulation bildeten Patienten mit gesicherter ambulanter MS-Diagnose im Jahr 2015 und mindestens einer Folgediagnose in den drei Folgequartalen. 

Danach spielen Hausärzte und Neurologen bei der ambulanten Versorgung von MS-Patienten die größte Rolle: 2015 wurden bundesweit 94 Prozent der MS-Patienten hausärztlich und 72 Prozent neurologisch versorgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein MS-Patient 2015 in allen vier Quartalen bei einem Hausarzt war, war um 30 Prozent höher als bei Patienten ohne MS.

Mit einer fast siebenfach höheren Inanspruchnahmequote fanden sich die deutlichsten relativen Unterschiede in der Neurologie (MS: 72 Prozent versus Vergleichspatienten ohne MS: elf Prozent) gefolgt von der Urologie (20 Prozent versus acht Prozent) und psychiatrisch oder psychotherapeutisch tätigen Leistungserbringern (13 Prozent versus sieben Prozent).

MS-Patienten wiesen gegenüber Vergleichspatienten dementsprechend insbesondere erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Lähmungen der Extremitäten, für Erkrankungen der Harnblase und der Psyche auf. Konkret liegt die Wahrscheinlichkeit für eine psychische Erkrankung laut der Auswertung um 42 Prozent höher. „Die hier beobachteten Inanspruchnahmemuster von MS-Erkrankten veranschaulichen einen dauerhaft erhöhten ambulanten multidisziplinären Versorgungsbedarf“, ziehen die Autoren ein Fazit.

hil

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