Mukoviszidose: Mutationsspezifische Therapien stehen zur Verfügung

München/Gießen – Zum 1. September 2016 wurde ein Neugeborenenscreening auf Mukoviszidose eingeführt. Dessen Ablauf und der Einsatz erster mutationsspezifischer Therapien, die symptomatische Therapien ergänzen können, sind unter anderem Thema einer CME-Fortbildung, die im Deutschen Ärzteblatt erschienen ist (Dtsch Arztbl Int 2017; 114: 564–74).
Noch vor zwei Jahren stellten Ärzte die Diagnose Mukoviszidose beziehungsweise Cystische Fibrose hierzulande nur zu 55 Prozent im ersten Lebensjahr. Erfolgt die Diagnose später, liegen bereits bei 40 Prozent der Betroffenen pulmonale und gastrointestinale Symptome vor.
Diese ungünstigen Komplikationen sollen mit dem Neugeborenenscreening jetzt reduziert werden. Dabei gehen Experten davon aus, dass auf 5.000 Untersuchungen fünf abklärungsbedürftige Befunde und eine Mukoviszidose-Diagnose kommen.
Das Screening beinhaltet einen Nachweis von immunreaktivem Trypsin, der auf eine perinatale Pankreasschädigung hinweist. Zudem testen Ärzte das Blut auf Pankreatitis-assoziiertes Protein (PAP). Ergänzt wird das Screening durch eine genetische Untersuchung auf die 31 häufigsten CFTR-Mutationen (cystis fibrosis transmembrane conductance regulator Protein).
Zwei ursächliche Wirkstoffe wurden 2012 und 2015 zugelassen
Neben symptomatischen Therapien der Pankreasinsuffizienz, Leber- und Lungenerkrankung stehen neuerdings mutationsspezifische Therapien für etwa ein Drittel der Patienten zur Verfügung. Im Jahr 2012 wurde mit Ivacaftor die erste ursächliche Therapie zugelassen, die drei Prozent der Betroffenen mit bestimmten CFTR-Mutationen helfen kann. Der Wirkstoff gleicht die Funktion des mutierten CFTR aus. Dadurch verbessert sich bei Kindern ab dem sechsten Lebensjahr die Lungenfunktion, die Lebensqualität, das Körpergewicht, die Infektexazerbation und Schweißchlorid gehen zurück. Es gibt jedoch auch Nebenwirkungen. Bei Tieren wurde eine Linsentrübung beobachtet, weshalb augenärztliche Untersuchungen empfohlen werden.
Ein weiterer Wirkstoff Lumacaftor konnte in Kombination mit Ivacaftor bei homozygoten F508del-Mutationen einige Symptome verbessern. Diese Mutation ist mit 66 Prozent die häufigste bei Mukoviszidose-Patienten. Die Therapie wurde im November 2015 zugelassen und steht seitdem 30 Prozent der Patienten ab einem Alter von 12 Jahren mit einer homozygoten F508del-Mutationen zur Verfügung. Betroffene müssen jedoch zahlreiche Wechselwirkungen beachten. Unter anderem schwächt die Kombinationstherapie die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva.
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