Nach Anschlag: 130 Menschen suchten Hilfe beim Krisendienst

Berlin – Seit dem Terroranschlag auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche vor einem Monat haben mehr als 130 Menschen Hilfe beim Berliner Krisendienst gesucht. Darunter seien Angehörige und Freunde der Opfer sowie Besucher des Weihnachtsmarktes an jenem Abend, teilte der Berliner Krisendienst heute mit.
Es hätten sich aber auch Menschen mit früheren traumatischen Erlebnissen gemeldet, bei denen der Anschlag nun erneut für Probleme sorgte. Belastungen könnten auch noch Wochen nach einem Ereignis auftreten, hieß es – Betroffene könnten sich weiterhin melden. Der Krisendienst hat in Berlin neun Standorte. Eine Voranmeldung ist nicht nötig, die Beratung ist kostenlos und kann anonym ablaufen.
Den meisten Betroffenen werde es auch dank der Unterstützung ihres Umfelds gelingen, die Erlebnisse zu verarbeiten, erklärte der Leiter der Einrichtung, Jens Gräbener. „Irgendwann steigt aber die Erwartung, wieder funktionieren zu müssen. Dies gelingt nicht jedem, da Extremerfahrungen sehr unterschiedlich verarbeitet werden.“
Unterdessen stellte Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) heute im Rechtsausschuss des Bundestages kalr, dass den Opfern des Terroranschlags auch finanziell schnell und unkompliziert geholfen werden solle. Die Abgeordneten hatten ihn um Auskunft wegen möglicher Komplikationen bei der Anwendung des Opferentschädigungsgesetzes gebeten. Dieses kann an sich nicht angewendet werden, wenn ein Schaden durch ein Kraftfahrzeug verursacht wurde.
Der für diesen Fall vorgesehene Verkehrsopfer-Entschädigungsfonds würde allerdings viele Opfer schlechter stellen. Maas erklärte dazu, die beteiligten Ressorts arbeiteten an einer weiten Auslegung des Opferentschädigungsgesetzes, um es für die Geschädigten vom Breitscheidplatz anwenden zu können. Gleichzeitig seien die Betroffenen auf den Härtefallfonds des Bundestages verwiesen worden, über den auch schon erste Soforthilfen ausgezahlt worden seien.
Ergänzend erläuterte ein Vertreter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, das für die Opferentschädigung zuständig ist, dass für Menschen mit geringeren Schädigungen der Verkehrsopferfonds hilfreicher sein könne. Sein Haus informiere die Betroffenen über diese Möglichkeiten.
Bei dem Anschlag am 19. Dezember starben zwölf Menschen, darunter ein polnischer Lastwagenfahrer. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter Anis Amri war mit einem gekaperten Sattelschlepper auf den Markt an der Gedächtniskirche gerast. Italienische Polizisten erschossen ihn, als er auf seiner Flucht in Mailand auftauchte.
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