Nachfolgesuche vielfach eine Herausforderung

Berlin – Ärzte, die eine Praxisnachfolge suchen, sollten frühzeitig damit anfangen. Bis zur Übergabe vergeht viel Zeit. Das verdeutlichen Ergebnisse einer Schwerpunkterhebung, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) im Rahmen des Zi-Praxis-Panels durchgeführt hat.
Demnach besteht eine der größten Schwierigkeiten bei der Praxisübergabe darin, überhaupt einen Interessenten zu finden. 78 Prozent der Praxisinhaber, die schon mit der Nachfolgesuche begonnen hatten, empfanden dies als Herausforderung.
Die Dauer der Nachfolgesuche variierte darüber hinaus zwischen den Versorgungsbereichen: Im hausärztlichen Bereich betrug sie durchschnittlich zwei Jahre, im fachärztlichen Bereich etwa 17 Monate und im psychotherapeutischen und psychosomatischen Bereich nur etwa sechs Monate.
Wie die Umfrage weiter ergab, wollen etwa die Hälfte der Praxisinhaber auch bereits vor dem eigentlichen Ruhestandsalter die Praxis übergeben und die Niederlassung aufgeben. Hinter dem Wunsch nach vorzeitiger Übergabe stehe „insbesondere die als (zu) hoch empfundene Arbeitsbelastung“, schreibt das Zi.
Die Beratungsleistungen der Kassenärztlichen Vereinigungen rund um das Thema Praxisübergabe wurden dem Zi zufolge deutlich häufiger wahrgenommen als die von gewerblichen Dienstleistern. Die Zufriedenheit mit den Beratungsleistungen lag in etwa auf dem gleichen Niveau.
Der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried wies darauf hin, dass sich erneut gezeigt habe, dass die Stimmung unter den Praxisinhabern „nachhaltig eingetrübt“ sei. Bereits vor gut einem Jahr hätten 60 Prozent der befragten Praxen überlegt, wegen der allgemeinen Rahmenbedingungen vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen.
„Unsere Daten zeigen, dass hierbei die Umfeldbedingungen stark steigender Personalausgaben und inflationsbedingter Kostensprünge sowie zunehmender bürokratischer Auflagen und Belastungen durch eine wenig nutzerfreundliche Digitalisierung besonders im Fokus stehen“, sagte von Stillfried.
Diese Faktoren begünstigen nach Angaben des Zi den „schleichenden Rückzug der Leistungsträger“ aus der medizinischen Versorgung. Die wohnortnahe Gesundheitsversorgung in Deutschland sei dadurch in akuter Gefahr.
Noch versorgten die rund 99.000 Praxen die Menschen auf höchstem Niveau, so von Stillfried weiter. Doch schon jetzt spürten viele Patienten die Auswirkungen einer seit Jahren verfehlten Gesundheitspolitik der Bundesregierung.
„Insgesamt senden unsere Umfrageergebnisse ein klares Signal an die Politik: Die nächste Bundesregierung muss die Aufwertung der ambulanten Versorgung ganz weit oben auf der gesundheitspolitischen Agenda platzieren“, mahnte von Stillfried. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssten die Praxisinhaber sich angesprochen fühlen, damit sie möglichst lange aktiv in der Patientenversorgung blieben.
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