Ärzteschaft

Nachfolgesuche für Hausärzte zunehmend schwieriger

  • Montag, 23. Januar 2023
/MQ-Illustrations, stock.adobe.com
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Köln – Für die in den Ruhestand gehenden Hausärzte wird es zunehmend schwieriger, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger zu finden. Darauf hat der Hausärzteverband Nordrhein hingewiesen.

„Viele Hausärzte kommen jetzt ins Rentenalter. Wir haben eine richtige Welle vor uns“, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Nordrhein, Oliver Funken. Die erhöhte Zahl an Medizinstudienplätzen in Nordrhein-Westfalen werde nicht ausreichen, um die immer näher kommende Ruhestandswelle abzufangen. Erforderlich seien ein Bündel an Maßnahmen und neue Strukturen.

Der demografische Faktor mache sich sowohl bei den Hausärzten und ihrem Praxispersonal als auch bei den Patienten bemerkbar. Der Behandlungsbedarf werde in den kommenden Jahren tendenziell eher noch zuneh­men, weil es immer mehr ältere Patienten mit chronischen Erkrankungen gebe.

Hinzu komme der Trend, dass ältere Menschen und auch junge Familien aus den Großstädten mit teurem Wohnraum in das günstigere Umland ziehen würden und dort ohnehin weniger Hausärzte tätig seien. Vie­lerorts fehlten jetzt schon Praxismitarbeiter. „Das sind die Megatrends die alle aufeinander treffen“, erklärte Funken.

Vor diesem Hintergrund könne die ambulante Versorgung langfristig gesehen nicht mit den bisherigen Strukturen bedarfsgerecht gedeckt werden. „Die gewohnte Dichte der Versorgung, wie sie jetzt ist, können wir mit den klassischen Strukturen nicht auf Dauer aufrecht erhalten“, sagte Funken.

Irgendwann komme der Punkt, dass ein Inhaber oder eine Inhaberin die Praxis aus Altersgründen nicht wei­ter­führen könne. Statt sie zu schließen und damit eine Lücke zu hinterlassen, wären Gemeinschaftspraxen eine Alternative, in denen ältere Kollegen zusammen mit jüngeren für einen allmählichen Übergang sorgen könnten.

Besonders das Genossenschaftsmodell biete für Gemeinschaftspraxen Chancen. Denn Ärzte könnten so leichter praxisübergreifend den Arbeitsplatz wechseln. Viele junge Ärzte wählten eine Anstellung etwa im Krankenhaus statt Selbstständigkeit. Neben der Attraktivität von Großstädten sei auch die Arbeitsbelastung ein Faktor.

„Die Hausärzte leisten heute wesentlich mehr als vor 20 oder 30 Jahren“, betonte Funken. Bei etwa 30 bis 35 Wochenstunden reiner Behandlungszeit entstünden durch Bürokratie, Patientenbesuche und Fortbildung schnell bis zu 50 Wochenstunden. Die Digitalisierung im Gesundheitsbereich sei weitgehend praxisfern und so wenig hilfreich für Hausärzte.

In Nordrhein-Westfalen gibt es laut Gesundheitsministerium 11.200 niedergelassenen Hausärztinnen und Hausärzten, von denen mehr als ein Drittel das 60. Lebensjahr überschritten hat. In Westfalen-Lippe sind nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigungen 40 Prozent über 60 Jahre und im Rheinland etwa ein Drittel.

Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein geht in einer Modellrechnung von einer mittleren dreistelligen Zahl an Hausärzten aus, die in Region bis zum Jahr 2030 ersetzt werden muss.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe kann ebenfalls keine genauen Aussagen machen, wie viele Ärzte sich in den kommenden Jahren in den Ruhestand verabschieden. Es gebe keine Altersgrenze, die Ärzte bestimmten den Zeitpunkt ihres Ruhestands.

dpa

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