Ausland

Nahostkonflikt: Dreitägige Waffenruhe ausgehandelt

  • Freitag, 1. August 2014
Uploaded: 01.08.2014 12:10:05 by mis
Ein palästninensiches Flüchtlingskind am al-Shifa Hospital in Gaza City /dpa

Gaza/Tel Aviv – Nach Zustimmung Israels und der Palästinenser hat am Freitagmorgen eine dreitägige Waffenruhe im Gaza-Konflikt begonnen. Neben der von den Vereinten Nationen (UN) und den USA ausgehandelten humanitären Feuerpause hatten die Konfliktparteien auch sofortigen Verhandlungen in Ägypten über eine dauerhafte Waffenruhe zugestimmt. Delegationen beider Seiten sollten am Freitag nach Kairo reisen, hieß es.

Kurz vor der Feuerpause, die um 07.00 Uhr (MESZ) in Kraft trat, schossen Kämpfer der Hamas im Gazastreifen noch Raketen auf israelische Ortschaften ab. Mehrere Versuche einer Waffenruhe in dem seit dreieinhalb Wochen dauernden blutigen Konflikt sind bereits gescheitert.

Bei israelischen Angriffen in den Orten Chan Junis und Bani Suhaila kamen nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums in der Nacht mehr als ein Dutzend Palästinenser ums Leben. Die Zahl der seit dem 8. Juli getöteten Menschen im Gazastreifen ist inzwischen mit rund 1.460 höher als bei der letzten Bodenoffensive Israels 2009. Etwa 8.400 Palästinenser seien verletzt worden, teilte der Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, am Freitag mit.

Nach palästinensischen Angaben sind es die höchsten Verluste auf der eigenen Seite seit der israelischen Eroberung des Gazastreifens im Sechstagekrieg von 1967. Nach israelischen Informationen handelt es sich bei mehreren hundert der palästinensischen Todesopfer um militante Kämpfer. Auf der israelischen Seite wurden im Gaza-Krieg 61 israelische Soldaten und drei Zivilisten getötet. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt.

Ärzte ohne Grenzen (MSF) kritisierte das Vorgehen der israelischen Armee, die am vergangenen Montag ein weiteres Krankenhaus in Gaza-Stadt beschossen hat. Dort hatten etwa 2.000 Zivilisten Zuflucht gesucht. MSF ist mit einem chirurgischen Team vor Ort. Der Vorfall zeige, dass es im Gazastreifen derzeit keinen sicheren Ort für Zivilisten gibt, heißt es seitens MSF. Für Hilfsorganisationen, die im Gazastreifen tätig sind, ist die Arbeit momentan äußerst gefährlich. Während der vergangenen drei Wochen wurden Rettungswagen getroffen und Sanitäter des Roten Halbmonds getötet oder verwundet.

230.000 Palästinenser haben Schutz in UN-Einrichtungen gesucht
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA berichtet über eine katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem Küstengebiet. Rund 230.000 Palästinenser hätten Schutz in UN-Einrichtungen gesucht. UNRWA-Leiter Pierre Krähenbühl bestätigte, dass in drei leer stehenden UNRWA-Einrichtungen Raketen gefunden worden seien. „Wir verurteilen das und haben sofort alle Seiten informiert. Wir dulden keinerlei Waffen in unseren Einrich­tungen“, betonte Krähenbühl.

Israel bestätigte am Freitagmorgen offiziell, es habe einer 72-stündigen humanitären Feuerpause zugestimmt. Die israelische Armee soll in der Zeit weiter Tunnel der im Gazastreifen herrschenden Hamas zerstören. Insgesamt seien etwa 80 Prozent der von Israel entdeckten Tunnel zerstört worden, berichtete der israelische Rundfunk. Weiteres Ziel der israelischen Offensive war es, den dauernden Raketenbeschuss von Israels Ortschaften zu unterbinden.

Die Waffenruhe solle den Menschen nun „eine dringend notwendige Entlastung von der Gewalt“ bringen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung des UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und US-Außenminister John Kerry. Während dieser Zeit sollen Zivilisten huma­nitäre Hilfe und die Möglichkeit bekommen, lebensnotwendige Aufgaben zu erledigen. Dazu zählt, die Beerdigung der Toten, die Versorgung der Verletzten und die Be­schaffung von Lebensmitteln. Überfällige Reparaturen am Wasser- und Stromnetz sollen auch möglich sein. Der Zeitraum der Feuerpause könne verlängert werden.

„Bedingungslose humanitäre Waffenruhe“
Israelis und Palästinenser sicherten dem UN-Sondervermittler Robert Serry demnach zu, sich an die „bedingungslose humanitäre Waffenruhe“ halten zu wollen. Die beiden in dem Konflikt vermittelnden Länder Katar und Türkei begrüßten die Vereinbarung und die geplanten Gespräche.

Kerry und das Weiße Haus riefen zu engagierten Verhandlungen auf.„Dies ist nicht die Zeit zum Gratulieren“, sagte der US-Außenminister in Neu Delhi. Dies sei eine Atempause, nicht das Ende des Konflikts. Kerry fügte hinzu, beide Seiten blieben während der Waffenruhe in ihren Stellungen.

dpa/Ol

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung