Ärzteschaft

Neue Budgetierung würde Leistungseinschränkungen für gesetzlich Versicherte bedeuten

  • Donnerstag, 11. September 2025
/picture alliance, FotoMedienService, Ulrich Zillmann
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Berlin – Eine Budgetierung auf Leistungen, die heute von einer Mengenbegrenzung ausgenommen sind, würde die Versorgung der Versicherten deutlich verschlechtern – zum Beispiel würde es zu einem Rückgang bei der Vorsorge und bei der Psychotherapie kommen. Darauf weist das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hin.

Es reagiert damit auf Forderungen des GKV-Spitzenverbands, die unter dem Titel „Regelungsvorschlag zur stringenten Umsetzung einer einnahmenorientierten Ausgabenpolitik“ erschienen sind.

Insgesamt hätte die Kassenforderung zur Folge, dass die Vertragsärzte und Psychotherapeuten nicht nur weiterhin die fast drei Milliarden Euro Verlust hinnehmen müssten, die ihnen schon heute durch die mengenbegrenzenden Regelungen der morbiditätsbedingten Gesamtvergütung jährlich vorenthalten würden, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried. Vielmehr würden die Praxen weitere zwei Milliarden Euro verlieren.

Allein für die Psychotherapeuten gehe damit ein erwarteter Verlust von 700 Millionen Euro einher. Besonders betroffen wären nach Zi-Berechnungen auch die Fachgruppen Orthopädie, Innere Medizin, Gynäkologie, Augen- und HNO-Heilkunde. Allein auf diese Fachgruppen käme durch die Einbudgetierung von Leistungen aus der extrabudgetären Gesamtvergütung ein Honorarverlust von 800 Millionen Euro zu.

„Wenn die Ausgaben für ärztliche Leistungen in den letzten Jahren stärker als die sogenannte Grundlohnsumme der gesetzlich Versicherten gestiegen sind, dann nicht wegen der Anpassung des Preises für ärztliche Leistungen, sondern wegen der gewünschten Dynamik in der Menge der für die Versicherten erbrachten Leistungen“, betonte von Stillfried.

Besonders deutlich sei dies bei Früherkennungsuntersuchungen sowie in der Psychotherapie zu sehen. „So beobachten wir seit 2021 bis zu 14 Prozent Zuwachs bei Früherkennungsuntersuchungen beziehungsweise 19 Prozent bei der Kinder- und Jugendpsychotherapie“, so von Stillfried.

2024 seien allein 7,5 Millionen Hautkrebsscreeninguntersuchungen sowie 4,4 Millionen Krebsfrüherkennungen beim Mann vertragsärztlich dokumentiert worden. „Das waren 13 beziehungsweise 14 Prozent mehr als noch im Jahr 2021“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende.

Ähnlich stark stiegen die Behandlungsfallzahlen laut Zi-Berechnungen bei der Früherkennungskoloskopie (640.000, plus 14 Prozent) und der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung (10,1 Millionen, plus fünf Prozent).

„Diese Leistungsdynamik wäre nicht mehr zu erwarten, wenn die von den Krankenkassen geforderte Budgetierung wieder eingeführt wird“, warnte Stillfried.

hil

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