Neue Coronavariante in Brasilien gefunden

Sorocaba – Bei einer Frau in Brasilien ist eine neue Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 festgestellt worden. Die Wissenschaftler des (Instituto) Butantan, die ein Netzwerk für den Alarm für COVID-19-Varianten koordinieren, hätten die neue Variante in der Stadt Sorocaba in der Nähe der Millionenmetropole São Paulo identifiziert, schrieb die Forschungseinrichtung Instituto Butantan gestern auf Twitter.
Demnach ähnele die neue Variante der südafrikanischen und werde noch untersucht werden. Die Variante sei bei einer 34-jährigen Frau entdeckt worden, die leichte Symptome aufwies, berichtete das Nachrichtenportal „G1“. Laut Paulo Menezes, Direktor des Coronavirusnotfallzentrums von São Paulo, habe die Patientin angegeben, in jüngster Zeit keine Reisen innerhalb oder außerhalb Brasiliens unternommen zu haben.
Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt. Manche verschaffen dem Erreger Vorteile – etwa, indem sie ihn leichter übertragbar machen. Im Dezember wurden eine Variante des Coronavirus (B.1.1.7) in Großbritannien sowie eine ähnliche (501Y.V2) in Südafrika nachgewiesen, im Januar eine Variante (P.1) nach der Einreise aus Brasilien.
Inmitten einer Regierungskrise und einer außer Kontrolle geratenen Coronapandemie hat Brasilien unterdessen wieder einen Tageshöchstwert bei den Coronatoten registriert und nähert sich der Marke von 4.000 Toten innerhalb von 24 Stunden. 3.869 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 in diesem 24 Stunden-Zeitraum meldete das Gesundheitsministerium in Brasília gestern Abend.
Vorgestern erst hatte Brasilien 3.780 Coronatote an einem Tag erfasst. „Wenn die Situation nicht kontrolliert wird – sich die Leute am Riemen reißen und die Regierung mehr impft – dann können wir 5.000 erreichen“, sagte die Biochemikerin Fabiana Carneiro von der Bundesuniversität Rio de Janeiro in Duque de Caxias mit Blick auf die Nachlässigkeit vieler Brasilianer.
Insgesamt sind in Brasilien 321.515 Menschen im Zusammenhang mit COVID-19 gestorben, mehr als 12,7 Millionen Menschen haben sich nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Nur in den USA sind die Zahlen höher. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24 Mal so groß wie Deutschland.
Das Gesundheitssystem ist vielerorts zusammengebrochen oder am Zusammenbruch. In 19 Hauptstädten von Bundesstaaten sind nach einer Erhebung der Zeitung Folha de S. Paulo mehr als 90 Prozent der Intensivbetten für COVID-19-Patienten belegt. Medikamente, vor allem zur Intubation, drohten zur Neige zu gehen.
Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost. Zuletzt milderte der Rechtspopulist seinen Ton – auch mit Blick auf Impfungen – allerdings etwas ab.
Angesichts zunehmender Kritik wegen fehlenden Krisenmanagements in der Coronapandemie tauschte Brasiliens Staatschef sechs Minister aus, die Spitzen von Armee, Luftwaffe und Marine wurden neu besetzt.
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