Neue Leitlinie zu Diagnostik und Therapie von Bluthochdruck in der Schwangerschaft

Würzburg – Eine neue Leitlinie auf S2k-Niveau soll die Diagnostik und Therapie von Bluthochdruck in der Schwangerschaft verbessern und gleichzeitig für die notwendige Nachsorge sensibilisieren. Die Leitliniengruppe um Ulrich Pecks, Leiter der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Würzburg, und Dietmar Schlembach vom Vivantes Netzwerk für Gesundheit, Klinikum Neukölln, haben dazu neben der Leitlinie auch einen Nachsorgepass konzipiert.
Etwa sechs bis acht Prozent aller schwangeren Frauen erkranken an einem Bluthochdruck. Dieser steht in den Industrieländern an führender Stelle bei den mütterlichen Todesursachen. „In der neuen Leitlinie wird empfohlen, den Bluthochdruck präziser medikamentös einzustellen als bislang“, sagte Pecks.
Eine gute medikamentöse Einstellung des Bluthochdrucks könne auch den Zeitpunkt der Entbindung hinausschieben und mithin Frühgeburten gegebenenfalls vermeiden. „Denn weiterhin ist die einzige kurative Therapie für einen Schwangerschaftsbluthochdruck die Entbindung. Oft bessern sich die Werte schon 48 Stunden nach der Geburt“, so Pecks.
Ein Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist auch ein Hinweis auf eine mögliche Präeklampsie. Bei dem Erkrankungsbild kommen zusätzlich zu einem Bluthochdruck Organschäden hinzu, etwa an Niere oder Leber. Weltweit sterben jährlich mehr als 50.000 Frauen und 500.000 Babys an den Folgen einer Präeklampsie.
Daher empfiehlt die neue Leitlinie ein allgemeines Screening auf Präeklampsie bei jeder Schwangeren. Auch angesichts des demografischen Wandels, älter werdenden Frauen bei der ersten Schwangerschaft und zunehmenden Schwangerschaften bei Frauen mit Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus ist laut der Leitlinie eine frühe Erkennung wichtig.
„Dieses Screening ist leider aktuell keine Kassenleistung. Dabei kann es enorm helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen, um vorbeugende Maßnahmen einzuleiten und eine Präeklampsie zu verhindern“, betonte Pecks. Ein solches Screening sollte in der 12. oder 13. Schwangerschaftswoche erfolgen, empfiehlt der Experte.
Frauen, die einen Bluthochdruck in der Schwangerschaft entwickelt haben, zeigen ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im weiteren Leben. Die Leitliniegruppe hat daher einen Nachsorgepass entwickelt, der die weitere Betreuung unterstützen soll.
Die Leitlinie „Hypertensive Erkrankungen in der Schwangerschaft: Diagnostik und Therapie“ ist im Leitlinienprogramm der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), der Österreichischen Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie (ÖGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) erschienen. Sie löst die Vorgängerversion aus dem Jahr 2019 ab.
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