Neue Qualitätsindikatoren für Peer-Review von Intensivstationen

Berlin – Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) hat neue Qualitätsindikatoren für die Peer-Review-Arbeit in der Intensivmedizin vorgestellt. Beim Peer-Review können Intensivteams ihre Arbeit freiwillig und vertraulich durch Fachkollegen begutachten lassen, um Stärken und Schwächen zu entdecken. Grundlage für die Begutachtung ist unter anderem ein Katalog von Indikatoren, anhand derer sich die Qualität einer Intensivstation gut einschätzen und messen lässt.
„Die neuen Indikatoren stellen höhere Anforderungen an die Intensivstationen und das dort tätige Personal“, erläuterte Elke Muhl, Sprecherin der nationalen Steuerungsgruppe für das Peer-Review bei der DIVI. Ziel sei, die Behandlung der Patienten zu verbessern. Sie betonte, der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt der vergangenen Jahre sei in die neuen Qualitätsindikatoren eingeflossen.
Höhere Anforderungen
Der Indikatorenkatalog legt nun noch stärkeren Wert auf das Infektionsmanagement der Station. Bereits in den vergangenen Jahren wurde im Peer-Review untersucht, ob auf der Intensivstation bakterielle Entzündungen so früh wie möglich mit Antibiotika behandelt wurden, sofern das notwendig war. In den neuen Qualitätskriterien ist zusätzlich aufgenommen, dass frühzeitig eine mikrobiologische Diagnostik erfolgen soll, bevor das passende Antibiotikum gegeben wird. Auch sollen unnötige Antibiotikagaben vermieden werden. Für eine optimale Behandlungsqualität sei auch „die Einbeziehung von infektiologisch speziell ausgebildeten Ärzten“ notwendig, so Muhl.
Ganz neu eingeführt wurde der Indikator „Frühmobilisation“. „Damit wird erstmals auch die Bedeutung der Physiotherapie für den Patienten betont“, erläuterte Muhl. Wenn Intensivpatienten schon in den ersten Tagen im Krankenbett mit angeleiteten oder passiven Bewegungsübungen begännen, könnte dies beispielsweise dem Verlust von Muskel- und Lungenfunktionen, aber auch der kognitiven Fähigkeiten vorbeugen.
Muhl betont, dass die Indikatoren nicht durch fachfremde Ökonomen festgelegt würden, sondern anhand strenger wissenschaftlicher Kriterien durch Experten der medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in der DIVI. „Das Peer-Review konzentriert sich darauf, was davon tatsächlich vor Ort am Patienten ankommt“, so die Expertin.
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