Ärzteschaft

Neue S3-Leitlinie Demenzen erschienen

  • Donnerstag, 30. November 2023
/New Africa, stock.adobe.com
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Berlin – Im Augenblick sind 1,6 Millionen Menschen in Deutschland an einer Demenz erkrankt, bis zum Jahr 2050 könnten es 2,8 Millionen sein. Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) ist jetzt eine neue Leitlinie auf S3-Niveau erschienen. Sie umfasst insgesamt 109 Empfehlungen zur Diagnostik und Behandlung der verschiedenen Formen von Demenzen.

„Die Empfehlungen berücksichtigen biologische, psychologische und soziale Aspekte und richten sich mit Hinweisen zu Diagnostik, Therapie, Betreuung und Beratung an alle Fachleute, die mit Menschen mit Demenzen zu tun haben, sowie an Betroffene und Angehörige“, erläutert Frank Jessen, der für die DGPPN als Koordinator an den Leitlinien gearbeitet hat.

Die wichtigste Neuerung der Leitlinie ist laut Jessen die Möglichkeit, die Diagnose bereits in einem früheren Stadium der Erkrankung zu vergeben. „Bislang musste für die Diagnose Demenz die Selbstständigkeit der Menschen deutlich beeinträchtigt sein, was eine echte Frühdiagnostik erschwert“, so der Experte. Mit der Diagnose der leichten kognitiven Beeinträchtigung („mild cognitive impairment“) bei einer Alzheimer-Krankheit‘ sei es möglich, den Betroffenen künftig deutlich früher Behandlungsangebote machen.

Dafür muss aber gesichert sein, dass die Beeinträchtigung tatsächlich auf die Alzheimer-Krankheit zurückzuführen ist. Die neue Leitlinie empfiehlt, dafür unter anderem, per Liquordiagnostik Biomarker zu bestimmen.

„Über die Rückenmarksflüssigkeit können Pathologien im Bereich der Amyloide und der Tau-Proteine nachgewiesen werden, die ursächlich für die Alzheimer-Erkrankung sind. So kann Alzheimer diagnostiziert werden, auch wenn die Symptomatik noch nicht voll ausgeprägt ist“, erläutert Richard Dodel, für die DGN Koordinator der Leitlinie.

Die neue Leitlinie wird erstmals nicht nur als Textdokument veröffentlicht, sondern auch in digitaler Form als sogenannte Living Guideline. Neue Erkenntnisse können so rasch in die Empfehlungen aufgenommen werden, sobald ihre Wirksamkeit nachgewiesen ist.

hil

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