Politik

Neugeborenen­screening im Nordosten wird ausgeweitet

  • Mittwoch, 29. November 2017
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Greifswald – Neugeborene in Mecklenburg-Vorpommern, im polnischen Westpommern und im nördlichen Brandenburg werden künftig im Rahmen der Früherkennung auf zusätzliche Erkrankungen untersucht. Die Universitätsmedizin Greifswald hat heute zusammen mit Partnern in Stettin und der Charité Berlin, die als neuer Partner zum Projekt dazukommt, ein erweitertes Neugeborenenscreening gestartet.

Statt auf bislang 15 Erkrankungen werde das Blut der dort geborenen Babys auf drei weitere Erkrankungen untersucht. 45.000 Neugeborene in Mecklenburg-Vorpommern, Westpommern und Brandenburg sollen pro Jahr von dem Screening profitieren, wie Gesamt-Projektleiterin Theresa Winter von der Universitätsmedizin Greifswald sagte.

Vorbild für ganz Deutschland

In dem Projekt „PomSreen“ zum ersten grenzüberschreitenden Neugeborenenscreening war zwischen 2012 und 2015 pro Jahr das Blut von 30.000 Neugeborenen in Mecklen­burg-Vorpommern und Westpommern auf seltene Erkrankungen untersucht worden. Zusätzlich zur bundesweit üblichen Untersuchung wurde bei den Laboruntersuchungen geprüft, ob die Babys auch an der angeborenen Stoffwechselerkrankung Mukoviszidose erkrankt sind.

In Mecklenburg-Vorpommern seien so allein sechs Kinder frühzeitig identifiziert worden, bei denen nach der frühen Diagnose einer chronischen Erkrankung der Lunge vorgebeugt werden konnte, sagte Winter. 2016 wurde das Mukoviszidosescreening aufgrund der Erfahrungen in dem deutsch-polnischen Projekt bundesweit eingeführt.

15 Erkrankungen analysiert

Das Neugeborenenscreening in Deutschland begann 1969 mit der Untersuchung auf Phenylketonurie, die als eine der häufigsten angeborenen Stoffwechselerkrankungen gilt. Mit dem Fortschritt der Analysemethoden wurde die Screeningliste seitdem auf 15 Erkrankungen erweitert.

In Mecklenburg-Vorpommern, Westpommern und dem nördlichen Brandenburg kommt nun die frühzeitige Erkennung von angeborenen Erkrankungen des Immunsystems, des Fettstoffwechsels und von Hämoglobinkrankheiten hinzu. Die Screeninglabore werden sich dabei auf jeweils eine Krankheit für alle Neugeborene des Einzugsgebietes spezialisieren. Erkrankungen des Immunsystems würden in Stettin, des Fettstoff­wechsels in Greifswald und der Hämoglobinkrankheiten an der Charité untersucht.

Das jetzt gestartete und auf drei Jahre angelegte EU-Projekt „RareScreen“ wird mit 3,4 Millionen Euro aus dem Interreg-V-A-Programm gefördert. In diesem Projekt sollen neue Untersuchungsmethoden etabliert werden – als Grundlage für ein möglicher­weise flächendeckendes Screening aller Neugeborenen in Deutschland.

Mit dem erweiterten Screening nehme die Universitätsmedizin Greifswald deutsch­land­weit eine Vorreiterrolle im Bereich der Prävention und Gesundheit von Neugebo­renen ein, sagte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Greifswald, Max P. Baur. Das Neugeborenenscreening gelte als eine der wichtigsten Präventions­maß­nahmen zur Früherkennung angeborener Stoffwechselstörungen und Hormonstörun­gen, die durch fehlende Symptome in den ersten Lebenstagen ohne Laboruntersuchun­gen nicht zu erkennen sind.

dpa

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