NHS setzt verstärkt auf digitale Krankenhausbetten

Berlin – Die COVID-19-Pandemie hat das britische Gesundheitssystem (National Health Service, NHS) erheblich transformiert. Der Trend geht deutlich in Richtung virtuelle Pflege, erklärte der ehemalige Chief Operating Officer (COO) für das Gesundheitssystem NHS, David Sloman, kürzlich bei einer Diskussionsrunde, ausgerichtet vom Telemonitoringunternehmen Doccla und der Unternehmensberatung Flying Health.
„Mehr als 7.000 Menschen sind heute Morgen in ihren virtuellen Betten in Großbritannien sicher und glücklich aufgewacht“, erklärte Sloman. Insgesamt zehntausend solche virtuelle Betten biete das NHS derzeit an. Gemeint ist damit, dass sich die Patientinnen und Patienten zuhause in ihren eigenen vier Wänden befinden, aber dennoch mithilfe von Messgeräten ärztlich überwacht werden.
In der Pandemie habe es nicht genügend Betten für Patientinnen und Patienten gegeben, deshalb habe in Großbritannien die Verschiebung in Richtung digitale Überwachung zügig stattgefunden, erläuterte Sloman.
Konkret meint er damit das Prinzip des Telemonitorings. Einerseits könnten dadurch Patientinnen und Patienten früher aus der Klinik nachhause entlassen werden und werden dennoch mit bestimmten Geräten zur Messung von Werten und Vitalparametern ärztlich überwacht. Andererseits geht es aber auch darum präventiv bestimmte Patienten entsprechend auszurüsten, so dass sie gar nicht erst ins Krankenhaus kommen.
In der Pandemie wären in Großbritannien einige Regeln flexibilisiert worden, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, erläuterte Sloman weiter. „Der Rubikon wurde nach der Pandemie überschritten. Jetzt gibt es keinen Weg zurück.“ Er empfiehlt, dass für eine entsprechende Weiterentwicklung des Gesundheitswesens unter anderem auch die Universitäten sowie die Industrie an den Tisch geholt werden müssten, um verschiedene Partner zusammenzubringen. Zudem müssten auch Risiken eingegangen werden, um auch etwas auszuprobieren, lautet sein Resümee.
Die Vorteile dieser virtuellen Betten würden auf der Hand liegen: Es koste weniger Geld als die stationäre Versorgung, die Patientinnen und Patienten seien sicher und lieben es, erklärt Sloman weiter. Die digitalen Versorgungsangebote seien zudem als Lösung für Herausforderungen, die alle Gesundheitssysteme global gleichermaßen treffen, zu verstehen, erklärte Sloman. Zu diesen Herausforderungen gehöre, dass es durch die weiter ansteigende Lebenserwartung auch eine größere Krankheitslast gebe.
Zudem müssten Gesundheitssysteme mit der voranschreitenden Technologie Schritt halten und entsprechend für sich nutzen. Darüber hinaus steige auch die Erwartungshaltung von Patienten, entsprechende Behandlungen direkt und vor Ort für sich in Anspruch nehmen zu können. Damit einhergeht auch die Frage, wie Staaten ihre Gesundheitssysteme auch in Zukunft bezahlen können insbesondere auch mit der sich verschärfenden Frage des Fachkräftemangels, erklärte Sloman.
Auch in Deutschland gibt es bereits Telemonitoring im Praxisalltag. Für Patienten mit Herzinsuffizienz gibt es eine entsprechende Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), so dass diese von zuhause ärztlich überwacht werden können. Allerdings ist diese Versorgungsoption auch für weitere Indikationen künftig denkbar.
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