Niedergelassene verdienen im Schnitt netto kaum mehr als Oberärzte

Berlin – Die Gesamteinnahmen niedergelassener Ärzte aus Praxistätigkeit haben im Jahr 2020 im Schnitt 335.000 Euro betragen. Das geht aus einer Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
Von den 335.000 Euro entfielen rund 78 Prozent (261.000 Euro) auf die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Die Aufwendungen für den Praxisbetrieb beziffert das Zi auf 162.000 Euro. Davon entfielen rund 56 Prozent (90.000 Euro) auf Gehälter des Praxispersonals. Es verblieb ein durchschnittlicher Jahresüberschuss von 172.000 Euro pro Praxisinhaber bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 45 Wochenstunden.
Das Zi wies darauf hin, dass der Jahresüberschuss kein Nettogehalt ist. Daraus müssten alle wirtschaftlichen Risiken aus dem Praxisbetrieb wie etwa Lohnerhöhungen, steigende Energie- und/oder Betriebskosten getragen sowie Investitionen finanziert werden.
Darüber hinaus fielen Abzüge für Steuern, Altersvorsorge sowie Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von durchschnittlich 87.000 Euro an. Am Ende ergebe sich somit „ein durchschnittliches verfügbares Einkommen von 86.000 Euro“, schreibt das Zi.
Ein Teil des verfügbaren Einkommens stammt auch aus Einnahmen durch die medizinische Versorgung privat Versicherter. Rechne man diesen Einnahmenanteil um in Einnahmen aus der GKV würde sich der durchschnittliche Jahresüberschuss auf 137.000 Euro und das verfügbare Jahreseinkommen auf 61.000 Euro reduzieren.
Das Zi monierte die Bedingungen für die Niederlassung. Verglichen mit dem Tariflohn eines Oberarztes mit mindestens dreijähriger Tätigkeit, bleibe nur ein geringes Plus von wenigen hundert Euro pro Jahr, für das Praxisinhaber die gesamte organisatorische, rechtliche und ökonomische Verantwortung des Praxisbetriebs übernehmen würden, sagte Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi.
Würden die Praxen auf Einnahmen der privat Versicherten verzichten müssen, wäre eine vergleichbar qualifizierte angestellte Tätigkeit im Krankenhaus finanziell attraktiver als die Niederlassung.
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