Niedrige Bildung von Eltern beeinflusst Gesundheit der Kinder negativ

Wiesbaden – Das Bildungsniveau von Eltern hat einer Untersuchung zufolge einen lebenslangen Einfluss auf die Gesundheit ihrer Kinder. Der Nachwuchs von Eltern ohne Abitur sei im Vergleich zu Kindern aus bildungsnahen Familien deutlich häufiger übergewichtig, teilte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) heute mit. Grundlage der Untersuchung sind Befragungsdaten von Menschen zwischen 18 und 50 Jahren.
Wie die Untersuchung zeigt, ist knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) aus bildungsfernen Familien, also deren Eltern kein Abitur haben, übergewichtig und hat einen Body-Mass-Index von über 25. Bei Menschen, deren Elternteile beide das Abitur besitzen, beträgt der Anteil der Übergewichtigen hingegen nur knapp 31 Prozent.
Auch schätzen Menschen aus bildungsfernen Familien noch im Erwachsenenalter ihre eigene Gesundheit schlechter ein als Kinder höher gebildeter Eltern. Rund 77 Prozent der Menschen, deren Eltern Abitur haben, beurteilen ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Bei Kindern ohne Eltern mit Abitur liegt dieser Wert nur bei 66 Prozent.
Grund für die beobachteten Unterschiede sei, dass Kinder aus gebildeten Familien häufig bessere Bildungsabschlüsse und ein höheres Einkommen erzielten sowie körperlich weniger anstrengend arbeiteten. Dies könne bereits zu einer besseren Gesundheit beitragen. Kinder aus gebildeteren Familien könnten zudem durch bessere Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten geprägt sein.
Außerdem unterscheide sich mit dem Bildungsstand der Eltern auch das soziale Umfeld, in dem die Kinder aufwachsen. Dies beeinflusse die Lebensgesundheit der Kinder ebenfalls, so die Studie.
„Unsere Analysen belegen eine deutlich schlechtere Gesundheit bei Personen mit niedriger gebildeten Eltern“, erklärte Mathias Huebener vom BiB. Langfristig werde sich die schlechtere gesundheitliche Verfassung in einer geringeren Lebenserwartung ausdrücken, ergänzte die Mitautorin Mara Barschkett.
Daher sei es wichtig, bestehenden Nachteilen früh im Leben entgegenzuwirken. „Ein Ansatz ist, Kindern unabhängig vom elterlichen Hintergrund den Zugang zu qualitativ guter Bildung zu ermöglichen“, so Barschkett.
Derartige Investitionen begünstigten nicht nur den eigenen Lebensverlauf, sondern würden auch die Chancen nachfolgender Generationen verbessern und das Potenzial der Menschen besser nutzen, worauf es beim demografischen Wandel immer mehr ankommen werde, heißt es.
Die Untersuchung basiert auf dem familiendemographischen Panel FReDA mit Zahlen aus dem Jahr 2021. Dieser Langzeitbefragung liegen Informationen von bis zu 16.600 Befragten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren zugrunde. Demnach sind 37 Prozent der Frauen und 53 Prozent der Männer zwischen 18 und 50 Jahren übergewichtig, 15 Prozent sogar adipös.
Die Zahlen zeigen zudem, dass Übergewicht eng mit dem allgemeinen Gesundheitszustand und Wohlbefinden verbunden sei – nur 60 Prozent der übergewichtigen Erwachsenen bewerten der Befragung zufolge ihre Gesundheit als gut oder sehr gut im Vergleich zu 76 Prozent der normalgewichtigen Erwachsenen.
Außerdem nehme der Anteil übergewichtiger Personen mit dem Alter zu und die allgemeine Gesundheit ab. Auch hier sind Menschen aus bildungsfernen Haushalten deutlich häufiger betroffen, zeigen die Umfragedaten.
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