Nordrhein-Westfalen will Besuche in Pflegeheimen wieder ermöglichen

Berlin – In der Coronakrise will Nordrhein-Westfalen (NRW) zügig wieder Besuche in Pflegeheimen ermöglichen. Er habe bei mehreren Wissenschaftlern Praxisvorschläge in Auftrag gegeben, wie das Leben in den Heimen trotz Virus aufrechterhalten werden könne, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der Rheinischen Post.
„Die Vorschläge werden schon in Kürze vorliegen und dann auch schnell umgesetzt. Wie auch immer geartete Besuche müssen wieder möglich sein.“ Die Freiheitsrechte der älteren Generation könnten nicht über einen längeren Zeitraum ausgehebelt werden, betonte der 62-Jährige.
„Sie können es den 170.000 Menschen in unseren Pflegeheimen nicht zumuten, dass für sie über ein halbes oder ganzes Jahr hinweg ein Besuchsverbot gilt, dass sie weder Ehepartner, Kinder noch Enkel sehen können.“
Das sieht auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Klaus Reinhardt, so. Er regte neue Regeln zum Schutz der Bewohner vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 an. Besuche müssten „abgesichert“ erfolgen, sagte er Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Man müsse da in Zukunft größeren Aufwand treiben. Alle Besucher sollten Schutzkleidung tragen, forderte Reinhardt. Sinnvoll wäre auch eine Schleuse, in der sich Gäste desinfizieren und Schutzkleidung anlegen müssen. Erst danach sollten sie die Räume der Bewohner betreten.
Die zusätzlichen Hygienemaßnahmen für Besucher seien jedoch vom Pflegepersonal nicht zu leisten. „Das wäre etwas für Freiwilligendienste“, regte Reinhardt an. Die Kosten dafür solle die öffentliche Hand tragen.
Sorgen gibt es derzeit auch um die häuslichen Betreuung alter und kranker Menschen. Ein großer Teil der osteuropäischen Betreuerinnen werde nach den Feiertagen wegen der Pandemie nicht mehr aus ihren Heimatländern zurück in die deutschen Haushalte kommen, vermutet der Geschäftsführer des Verbands für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP), Frederic Seebohm.
Schrittweise würden voraussichtlich bis zu 200.000 Betreuungspersonen aus Osteuropa, überwiegend Polinnen, fehlen. Tagtäglich betreuen hierzulande laut Verband 300.000 Osteuropäerinnen alte Menschen in deren eigenen vier Wänden. Die große Mehrheit sei illegal tätig.
Trotzdem bildeten diese Betreuungspersonen faktisch eine Säule der Versorgung alter Menschen in Deutschland, sagte Seebohm. „Es ist wichtig, dass die Politik das endlich anerkennt und Rechtssicherheit für die betroffenen Familien und ihre Betreuungspersonen schafft.“
Ein Vorbild könne Österreich mit seinem bewährten Hausbetreuungsgesetz sein: Die Betreuer in den privaten Haushalten seien gesetzlich sozialversichert, sie zahlten Steuern, ihre Beschäftigung stehe auf „rechtlich sauberen Füßen“, die Pflege daheim werde öffentlich gefördert.
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