Politik

NRW-Gesundheits­minister warnt vor reiner Hochschulausbildung für Hebammen

  • Dienstag, 13. März 2018
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Düsseldorf – Vor einer vollständigen Überführung der Hebammenausbildung an die Hochschulen hat der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gewarnt. Mit einer Schließung der bisherigen Berufsfachschulen für Hebammen würde eine flächendeckende Versorgung bei der Geburtshilfe im bevölkerungsreichsten Bundesland massiv gefährdet, teilte Laumann heute dem Gesundheitsausschuss im Düsseldorfer Landtag mit.

Derzeit fehle es in Nordrhein-Westfalen (NRW) an notwendigen Hochschulstrukturen, um die Hebammenausbildung rein akademisch auszugestalten. Flächendeckende Studiengänge seien ebenso wenig vorhanden wie ausreichend promovierte Hebammenwissenschaftler.

Umsetzung von EU-Richtlinie

Der Bund verlangt bis zum 18. Januar 2020 eine vollständige Akademisierung der Hebammenausbildung. Dazu sieht er sich von EU-Richtlinien gedrängt, nach der die Zugangsvoraussetzungen für die Hebammenausbildung bei der Schulzeit von zehn auf zwölf Jahre angehoben werden. Somit werden das Abitur und die Fachhochschulreife für angehende Hebammen zukünftig Pflicht.

Laumann befürchtet, dass die Ausbildungszahlen bei den Hebammen durch eine Vollakademisierung und eine Schließung der Fachschulen „einbrechen“ und den bestehenden Personalmangel weiter verschärfen könnten. Deshalb müsse der Bund bei der verlangten Überführung der Ausbildung auf Hochschulniveau die Fachschulen mit ihrer langjährigen Expertise unbedingt einbinden.

Als Möglichkeit nannte Laumann Kooperationsmodelle zwischen Hochschule, Berufsfachschule und Berufspraxis. Der Minister fordert vom Bund „angemessene Übergangsfristen“ bei der Ausbildungs­umstellung.

Nach Angaben des NRW-Landesverbandes der Hebammen herrscht bei der Geburtshilfe akuter Personalmangel. Die Hälfte der Hebammen betreut häufig drei Frauen parallel. Ein Fünftel aller Geburtshelferinnen müsse sogar vier und mehr Frauen gleichzeitig versorgen. 90 Prozent könnten gegenwärtig ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen nicht einhalten und leisteten immer mehr Überstunden.

Bundesweit arbeiten nach Angaben des Verbandes derzeit 23.000 Hebammen; 70 Prozent sind selbstständig und vier von fünf Hebammen arbeiten in Teilzeit.

kna

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