Vermischtes

Nur sehr wenige Anwärter werden Samenspender

  • Donnerstag, 12. Januar 2023
/Fukume, stock.adobe.com
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Sheffield – Nur ein kleiner Bruchteil der Anwärter für Samenspenden durchlaufen den Rekrutie­rungs­pro­zess vollständig. So wurde von einer Samenbank letztendlich nur von 3,8 % der Kandidaten kryokonservierte Proben für medizinische Zwecke freigegeben (Human Reproduction 2023; DOI: 10.1093/humrep/deac264).

Die Rekrutierung von Samenspendern ist im Bereich Reproduktionsmedizin zum Beispiel für künstliche Be­fruchtungen unerlässlich. Im Rahmen dieses Prozesses müssen Fragen zum Gesundheitszustand und Lebens­stil beantwortet sowie medizinische Untersuchungen durchgeführt werden.

Erstautor Allan Pacey, Leiter der Abteilung für Onkologie und Metabolismus an der Universität Sheffield (UK), erläuterte zu seinen Analysen: „Angesichts der Tatsache, dass Großbritannien stark auf importierte Spermien aus den USA und Dänemark angewiesen ist, war es für uns wichtig, die Rekrutierungsprozesse dort zu ver­stehen und uns zu vergewissern, dass sie sicher sind.“

Dafür analysierte das britische Forscherteam den Rekrutierungsprozess der weltgrößten Samenbank Cryos International. In den Jahren 2018 und 2019 hatten sich dort 11.712 Männer aus den USA (n=5.834) und Dänemark (n=5.878) als potenzielle Samenspender beworben.

Insgesamt erreichten nur wenige Anwärter den Status eines Samenspenders mit freigegebenen kryokonservieren Proben (3,8 %) (vgl. Infokasten). Dieser Anteil war in Dänemark signifikant höher (6,53 %) als in den USA 1,03 % (p<0,0001).

Trotz der gleichen von Cryos definierten Richtlinien, Verfahren und Protokolle in beiden Ländern wurden somit große Unterschiede in der Gesamtakzeptanzrate verzeichnet.

Die Länderunterschiede begründen die Studien­autoren teilweise damit, dass in den USA häu­figer als in Dänemark (61,2 % vs. 48,7 %) Spender­kandidaten aus der Rekrutierung ausgeschieden waren, weil sie sich zurückgezogen oder nicht geant­wortet hatten.

Zudem schieden Amerikaner häufiger wegen gesundheitlichen Aspekten aus (21,01 % vs. 14,29 %). 41,3 % aller Spenderkandidaten hatten ursprünglich zugestimmt, identifizierbar zu sein.

Der Anteil unter den finalen Spendern, die sich von Anfang an für eine ID-Freigabe entschieden hatten (4,70 %), war höher als im Vergleich zu denjenigen, die lieber anonym bleiben wollten (3,15 %). Bewerber aus Dänemark stimmten dem häufiger zu als Bewerber aus den USA.

Im Rekrutierungsprozess entschieden sich einige Spender, den ID-Typ zu ändern. Dabei wurde häufiger zur ID-Freigabe gewechselt (27,2 %) als zur Anonymität (11,45 %) (p<0,0001). Die Studienautoren geben zu beden­ken, dass für diese Analyse keine Angaben zur Demografie verfügbar waren (zum Beispiel ethnische Zuge­hörigkeit und Alter) und Verfahren zur Rekrutierung von Samenspendern aus anderen Ländern variieren können.

Diese Studie dokumentiert den aufwändigen Rekrutierungsprozess für Samenspender, da nur ein kleiner Bruchteil der Bewerber tatsächlich akzeptiert wird und deren Proben als sicher für die weitere Verwendung zertifiziert werden. Effizientere Rekrutierungsprozess könnten den finanziellen Aufwand reduzieren, die mit solchen Behandlungen einher gehen, vermuten die Studienautoren.

cw

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