Nutzen oder Schaden der Brachytherapie bei Prostatakarzinom bleibt unklar

Köln – Mangels aussagefähiger Daten muss weiter unklar bleiben, ob die interstitielle Brachytherapie für Männer mit einem lokal begrenztem Prostatakrebs gegenüber anderen Verfahren Vorteile bietet oder nicht. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in einem Rapid Report zum Thema.
Für die Behandlung solch eines lokal begrenzten Tumors stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung: Neben der kompletten operativen Entfernung der Prostata, der Prostatektomie, und der Strahlentherapie mit einer externen Strahlenquelle (perkutane Strahlentherapie, EBRT) ist das die permanente interstitielle LDR-Brachytherapie. Über spezielle Nadeln werden kleine radioaktive Partikel dauerhaft in die Vorsteherdrüse eingebracht, um das Karzinom vor Ort gezielt zu bestrahlen.
Da Prostatatumoren bei vielen Patienten auch ohne Behandlung nicht oder nur sehr langsam wachsen, kommt als vierte Option auch eine besondere Form des kontrollierten Zuwartens (Active Surveillance) in Betracht.
Die Auseinandersetzung mit der interstitiellen Brachytherapie hat bereits eine längere Geschichte: Erstmals mit einer Nutzenbewertung beauftragt hatte der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) das Institut 2004 – es fehlten aber ausreichend valide Daten für eine positive Nutzenbewertung.
2009 kam das Thema wieder auf die Tagesordnung. Da noch immer Evidenz fehlte, initiierte die Selbstverwaltung eine groß angelegte Studie namens „PREFERE“. Die Finanzierung in Höhe von bis zu 25 Millionen Euro wurde in einer konzertierten Aktion von Deutscher Krebshilfe, den gesetzlichen und den privaten Krankenversicherungen gesichert.
Aber Ende 2016 gaben die Studienverantwortlichen das vorzeitige „Aus“ von PREFERE bekannt. Es war nicht gelungen, genügend Patienten für die Teilnahme zu gewinnen. Als „eine Blamage nicht nur für die Fachgesellschaften, sondern für unser gesamtes Wissenschafts- und Gesundheitssystem“ bezeichnete die IQWiG-Leitung diese Entwicklung.
Die jetzt neu vorgelegte Bewertung kommt daher zu den gleichen Ergebnissen wie die früheren Analysen: „Wie bei den früheren Bewertungen ist in Hinblick auf das Überleben nicht belegt, dass die LDR-Brachytherapie den alternativen Therapien zumindest gleichwertig ist. Es könnte also sein, dass Patienten bei einer LDR-Brachytherapie früher versterben oder weniger lange krankheitsfrei überleben“, so das Fazit der IQWiG-Wissenschaftler.
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