Obereschenkelhalsbruch: Zu wenig Altersmediziner für interdisziplinäre Versorgung
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) begrüßen, dass ältere Patienten mit einer hüftgelenknahen Femurfraktur (Oberschenkelhalsbruch) künftig nur noch gemeinsam von Orthopäden und Unfallchirurgen und Altersmedizinern versorgt werden sollen. Allerdings müssen die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen erst noch geschaffen werden, so die Fachgesellschaften.
„Nur wenn wir Hand in Hand arbeiten, können wir die bisher dramatische Sterblichkeit nach Oberschenkelhalsbruch bei betagten Patienten stärker senken“, sind sich DGU-Präsident Michael Raschke und DGG-Präsident Hans Jürgen Heppner einig.
Allerdings würden aktuell noch nicht alle Kliniken die nötigen Voraussetzungen für die interdisziplinäre Zusammenarbeit erfüllen. Zudem mangele es vielerorts an Altersmedizinern, um die Umsetzung der Ende des vergangenen Jahres durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) verabschiedeten Richtlinie flächendeckend sicherzustellen.
Eine fünfjährige Übergangsfrist biete jedoch allen Krankenhäusern ausreichend Zeit, die nötigen Veränderungen selbst zu veranlassen, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Eine gemeinsame Taskforce aus DGU- und DGG-Experten soll Kliniken bei der Umsetzung der Richtlinie beratend zur Seite stehen.
Den Beschluss über eine Richtlinie zur Versorgung der hüftgelenknahen Femurfraktur traf der G-BA Ende 2019. Sie soll die Behandlung älterer Menschen mit Knochenbrüchen nachhaltig verbessern. In Deutschland werden derzeit mehr als 450.000 alterstraumatologische Frakturen pro Jahr stationär behandelt. Zudem müssen bundesweit jährlich über 150.000 Hüftfrakturen versorgt werden.
Insbesondere bei älteren Patienten liegt die 30-Tage-Sterblichkeit nach einer Hüftfraktur bei mehr als zehn Prozent. Eine aktuelle Studie (Rapp et al. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 53-9) zeigt jedoch, dass sich bei der Zusammenarbeit von Unfallchirurgen und Altersmedizinern in einem multiprofessionellen Team die Sterblichkeit älterer Patienten nach einem Oberschenkelhalsbruch um mehr als 20 Prozent senken lässt.
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