Politik

Einsamkeit der Menschen in Deutschland nimmt zu

  • Donnerstag, 30. Mai 2019
/Syda Productions, stockadobecom
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Düsseldorf – Immer mehr Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP hervor, wie Rheinische Post berichtet. Demnach ist die Einsamkeitsquote bei den 45- bis 84-Jährigen von 2011 bis 2017 um rund 15 Prozent gewachsen. 2017 fühlten sich 9,2 Prozent der Menschen dieser Alters­klasse einsam, heißt es in dem Papier der Bundesregierung unter Berufung auf das Deutsche Zentrum für Altersfragen.

Probleme gibt es demnach auch schon bei Elf- bis 17-Jährigen. In einer Langzeitstudie (KiGGS) gaben 4,2 Prozent an, sich oft oder immer einsam zu fühlen. 27,6 Prozent sagten, dass sie dies manchmal oder selten verspürten – Mädchen häufiger als Jungen.

Mit Verweis auf wissenschaftliche Studien schreibt die Bundesregierung, dass insbeson­dere soziale Isolation Auftreten und Verlauf chronischer Krankheiten ungünstig beein­flusse. So zeigten sich Zusammenhänge für Bluthochdruck und andere wichtige Risiko­faktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronisch obstruktive Lungen­erkrankungen sowie psychische Erkrankungen und Demenz.

„Wir brauchen eine Strategie zur Bekämpfung der Einsamkeit“, verlangte der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann. Dazu gehörten innovative Wohn- und Mobilitäts­konzepte sowie die Förderung von Gesundheitskompetenz.

Die Regierung verweist in ihrer Antwort unter anderem auf das Bundesprogramm Mehr­generationenhaus, für das bis 2020 jährlich 17,5 Millionen Euro bereitstünden. Insge­samt gebe es in Deutschland rund 540 Mehrgenerationenhäuser, von denen rund 250 gezielte Angebote für einsame Menschen aus allen Altersgruppen machten. Das Bun­deslandwirtschaftsministerium fördere im Rahmen der „integrierten ländlichen Ent­wick­lung“ etwa Gemeinschaftseinrichtungen.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte bereits Anfang Mai einen Regie­rungsbeauftragten gefordert, der sich um das Problem anhaltender Einsamkeit in der Gesellschaft kümmert. In Großbritannien wurde bereits ein Regierungsposten ge­schaffen, um gegen Probleme infolge von Einsamkeit vorzugehen. Nach Angaben der FDP gehen auch Japan, Dänemark und Australien gezielt gegen Einsamkeit vor.

Ein Team um die Psychologin Maike Luhmann von der Ruhr-Uni Bochum hat 2016 festgestellt, dass Einsamkeit keineswegs ein sich langsam auftürmendes Alters­phäno­men ist. Zwar hätten die Ältesten am meisten Probleme mit Einsamkeit. Ab 86, wenn körperliche Gebrechen und der Tod von Wegbegleitern oft Realität sind, klage jeder Fünfte darüber.

Aber: Auch Menschen in der Lebensmitte (46 bis 55 Jahre, 14 Prozent) und jüngere Erwachsene (26 bis 35 Jahre, 14,8 Prozent) fühlen sich ihren Angaben zufolge häufig einsam. Am wenigsten betroffen waren in der Studie die jüngeren Alten (66 bis 75 Jahre, 9,9 Prozent).

dpa

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