Omikron in den USA dominant, US-Militär soll Krankenhäuser unterstützen

Washington – Angesichts eines sprunghaften Anstiegs der Omikron-Fälle in den USA will Präsident Joe Biden Krankenhäuser mithilfe des Militärs unterstützen. Es sollen rund 1.000 Militärangehörige mobilisiert werden – unter ihnen Ärzte, Pflegepersonal, Sanitäter und anderes medizinisches Militärpersonal, wie eine hohe Regierungsbeamtin ankündigte.
Sie sollen im Januar und Februar in überlasteten Krankenhäusern eingesetzt werden. „So Gott will, werden wir nicht alle diese Soldatinnen und Soldaten brauchen, aber falls doch, stehen sie bereit und sind mobilisiert“, sagte sie. Präsident Biden will sich heute Abend mit einer Rede an die Bevölkerung wenden.
Zusätzlich sollen medizinische Notfallteams des Bundes in mehreren Bundesstaaten eingesetzt werden, wie es weiter hieß. Gleichzeitig solle mit dem Ausbau der Krankenhauskapazitäten begonnen werden – der Bund werde entsprechende Mittel stellen.
Die US-Katastrophenschutzbehörde Fema werde Hunderte von Krankenwagen bereitstellen. Sollten Staaten Bedarf an Masken, Handschuhen oder Beatmungsgeräten haben, könne die Reserve des Strategischen Nationalen Vorrats aushelfen.
Biden will ebenfalls den Zugang zu kostenfreien Coronatests ausweiten und neue Impfzentren schaffen. Beim Impfen sollen außerdem bürokratische Hürden abgebaut werden und mehr mobile Impfteams unterwegs sein.
Omikron hat sich in den USA binnen kurzer Zeit zur vorherrschenden Coronavariante entwickelt. Schätzungen zufolge entfielen rund 73 Prozent der neuen Coronafälle mit SARS-CoV-2 in der vergangenen Woche auf Omikron, wie heute aus Daten auf der Webseite der US-Gesundheitsbehörde CDC hervorging.
Auch mit Blick auf diesen sprunghaften Anstieg will sich US-Präsident Joe Biden heute mit einer Rede an die Menschen im Land wenden und neue Maßnahmen verkünden. Dabei dürfte es vor allem um Unterstützung für Krankenhäuser gehen – von einem Herunterfahren des öffentlichen Lebens wurde nicht ausgegangen.
Omikron hat nun Delta, die zuvor vorherrschende Variante, auf den zweiten Platz verdrängt. Die Delta-Mutante machte den CDC-Schätzungen zufolge zuletzt noch etwa ein Viertel der Neuinfektionen aus. In manchen Bundesstaaten ist Omikron gar schon für mehr als 90 Prozent der Fälle verantwortlich. Noch in der Woche bis zum 11. Dezember war Omikron schätzungsweise für lediglich rund 12,6 Prozent der Infektionen in den USA verantwortlich gewesen.
„Dieser starke Anstieg ähnelt dem, der in anderen Ländern zu beobachten ist“, erklärte die Chefin der CDC, Rochelle Walensky. In Deutschland dürfte eine ähnlich rasante Entwicklung bevorstehen: Hier verdoppelt sich die Omikron-Inzidenz laut dem neuen Coronaexpertenrat der Bundesregierung etwa alle zwei bis vier Tage.
„Die Omikron-Fälle werden in den kommenden Tagen zunehmen – auch bei vollständig geimpften Personen“, mahnte Präsident Biden. Wer vollständig geimpft sei oder auch schon eine Auffrischungsimpfung bekommen habe, könne sich trotzdem infizieren – werde aber wahrscheinlich keine oder nur leichte Symptome haben. „Wenn Sie sich als Erwachsener dafür entscheiden, nicht geimpft zu sein, steht Ihnen ein äußerst schwieriger Winter für Ihre Familie und Ihre Gemeinschaft bevor“, warnte Biden.
Biden selbst hatte am vergangenen Freitag Kontakt zu einer Person aus dem Weißen Haus, die später positiv auf das Virus getestet wurde. Mit 79 Jahren gehört er schon rein altersmäßig zu einer Risikogruppe. Biden wurde laut seiner Sprecherin zuletzt vorgestern und gestern negativ auf das Coronavirus getestet. Ein neuer Test sei für morgen geplant. Der Präsident werde an seinem Programm für die kommenden Tage festhalten und sich nicht isolieren, da er vollständig geimpft sei.
Nachdem es die USA im Sommer mit einer heftigen Delta-Welle zu tun gehabt hatten, ging die Zahl der Neuinfektionen im September vorübergehend zurück. Seit Oktober steigt sie aber wieder an – in den vergangenen Tagen besonders stark. Mehr als 800.000 Menschen sind in den USA seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit einer Coronainfektion gestorben.
Die Impfkampagne war in den USA gut angelaufen, mittlerweile kommt sie aber nur noch schleppend voran. Bislang sind 61,5 Prozent der rund 330 Millionen Menschen im Land zweifach geimpft. Knapp 30 Prozent von ihnen haben auch eine Auffrischungsimpfung erhalten. Bisher hat das Weiße Haus die Omikron-Variante als Grund zur Sorge, aber nicht als Anlass zur Panik bezeichnet.
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