Onlinewerbung der Lebensmittelindustrie in der Kritik

Hamburg – Mehr als 60 Prozent aller Webseiten für Lebensmittel beinhalten spezielle Elemente, mit denen Minderjährige gezielt zum Konsum animiert werden sollen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Hamburg im Auftrag des AOK-Bundesverbandes. Die „kindgerechte“ Internetwerbung fokussiert demnach vor allem Produkte mit zu hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt, die das Risiko einer kindlichen Adipositas stark erhöhen. Vor diesem Hintergrund fordert der AOK-Bundesverband im Onlinebereich und Fernsehen ein Kindermarketingverbot für Lebensmittel.
„Vor allem im Bereich der sozialen Medien haben die Lockrufe von Süßwarenherstellern und ähnlichen Anbietern deutlich zugenommen", verweist Studienleiter Tobias Effertz von der Universität Hamburg auf die Untersuchungsergebnisse. Damit würden Kinder immer häufiger und drastischer von Werbung für ungesunde Lebensmittel angesprochen, ohne dass deren Eltern dies wirksam verhindern könnten.
Die Studie zeigt auch, dass viele Unternehmen Kinder und Eltern gezielt täuschen. So seien es vor allem Produzenten von für Kinder ungeeigneten Lebensmitteln, die im Internet oder auf der Verpackung ihrem Produkt einen Gesundheitsnutzen suggerieren. „Es ist ärgerlich, wenn wir in Schulen und Kindergärten über gesunde Ernährung aufklären und dieses Engagement gleichzeitig von der profitorientierten Lebensmittelindustrie durch aggressive Marketingstrategien konterkariert wird", kritisiert Kai Kolpatzik, Abteilungsleiter Prävention beim AOK-Bundesverband.
Beide Gesundheitsexperten äußerten sich besorgt, dass die freiwillige Selbstverpflichtung von Unternehmen, kein Lebensmittelmarketing bei Kindern zu betreiben, wirkungslos bleibe. Immerhin seien laut Studie die Kindermarketingaktivitäten der Teilnehmer des sogenannten EU-Pledge im Vergleich zu anderen Unternehmen sogar besonders ausgeprägt.
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