Oppermann und Blüm werben für Widerspruchslösung bei Organspende

Frankfurt am Main – Bundestagsvizepräsident Thomas Oppermann (SPD) tritt gemeinsam mit dem ehemaligen Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) und dem Mediziner Detlev Ganten in der Diskussion über Organspenden für die sogenannte Widerspruchslösung ein. Es sei zumutbar, dass sich angesichts von 10.000 auf ein Spenderorgan wartenden Patienten jeder über das Thema Gedanken mache, schrieben sie in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (Mittwochsausgabe).
Die Widerspruchslösung sei unter allen Möglichkeiten die klarste und am wenigsten bürokratische, schrieben Oppermann, Blüm und Ganten. Zwar sei es verständlich, dass viele Menschen Gedanken an den Tod verdrängten. Aber „wir meinen: Das Recht auf Leben, die Bitte um Hilfe, ist bei sorgfältiger Abwägung stärker zu gewichten als das Recht auf Schweigen“. Eine persönliche Entscheidung könne daher in einer so wichtigen Frage erwartet werden.
Im Übrigen sei jeder im Krankheitsfall auch ein potenzieller Organempfänger, so die Autoren. Die Widerspruchsregelung „ist daher auch ein gesellschaftliches Bekenntnis zum Zusammenhalt, zur Solidarität und zur Nächstenliebe“.
Der Bundestag berät am Donnerstag abschließend über ein von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vorgelegtes Gesetz, das organisatorische Verbesserungen und eine höhere Vergütung für Krankenhäuser vorsieht, die Spenderorgane entnehmen. Über die von Spahn gewünschte Widerspruchslösung, derzufolge jeder als potenzieller Spender behandelt wird, der oder dessen Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen, entscheidet das Parlament erst später.
Bei einer Grundsatzdebatte im Bundestag im vergangenen November hatte sich eine klare Mehrheit der Redner gegen die Widerspruchslösung ausgesprochen. Bislang kommen Organspenden in Deutschland nur infrage, wenn eine ausdrückliche Zustimmung vorliegt.
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