Orales Glukosamin in Studie ohne Wirkung bei Gonarthrose
Tucson – Eine orale Therapie mit Glucosamin, einem auch in Deutschland beliebten „Knorpelschutzmittel“, hat in einer randomisierten US-Studie in Arthritis & Rheumatology (2014: doi: 10.1002/art.38314) keinerlei Wirkung bei Patienten mit milder oder mittelschwerer Kniegelenkarthrose erzielt.
Der Aminozucker Glucosamin ist ein Baustein der Glykosaminoglykane, aus denen der Gelenkknorpel besteht. Die orale Therapie mit Glucosamin soll die Regenerierung des Gelenkknorpels anregen, wofür es allerdings keine überzeugenden Beweise aus randomisierten klinischen Studien gibt. Im Jahr 2006 scheiterte hier der Glucosamine/chondroitin Arthritis Intervention Trial (GAIT) des US-National Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM), der die Therapie mit Glucosamine/Chondroitin oder einer Kombination beider Mittel an mehr als 1.500 Patienten mit Placebo oder dem nicht-steroidalen Antiphlogistikum Celecoxib verglich.
Nur Celecoxib linderte damals die Beschwerden besser als Placebo (NEJM 2006; 354: 795-808). Später kam auch eine Meta-Analyse (BMJ 2010; 341:c4675) zu dem Ergebnis, dass die beiden „Chondroprotektiva“ bestenfalls eine Placebo-Wirkung erzielen, was aber der Beliebtheit der Mittel keinen Abbruch getan hat. Mangels eines (nicht nur symptomatisch) wirksamen Medikaments erfreuen sich die Mittel weiterhin großer Beliebtheit, die als Nahrungsergänzungsmittel außerhalb der Reichweite der Arzneimittelgesetze vertrieben werden.
Kent Kwoh von der Universität in Tucson im US-Staat Arizona hat jetzt in einer randomisierten Studie erneut die Wirkung von Glucosamin untersucht. Im Zentrum standen die Auswirkungen auf die Knorpelzerstörung und die subchondralen Knochenmarkläsionen im Bereich der Kniegelenke. Maßstab für die Knorpelzerstörung war die Ausscheidung des C-Telopeptids vom Typ II-Kollagen.
Hier waren drei und sechs Monate nach Beginn der Therapie mit täglich einmal 1.500 mg Glucosamin keine signifikanten Unterschiede zum Placebo-Arm der Studie erkennbar. Die subchondralen Knochenmarkläsionen wurden mittels des Whole-Organ MRI-Scores (WORM) beurteilt.
Auch hier traten unter der 24-wöchigen Therapie mit Glucosamin keine signifikanten Vorteile gegenüber Placebo auf, wie Kwoh mitteilt. Schließlich gab es auch im Western Ontario and McMaster Universities (WOMAC), der die klinischen Beschwerden erfasst, keine Anzeichen einer signifikanten Besserung, so dass es für Kwoh keinerlei Evidenz für eine Wirkung der Glucosamin-Präparate gibt.
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