Organspenden: „Nicht am falschen Ende sparen“
Frankfurt/Berlin – SPD-Gesundheitspolitiker und Fraktionsvize Karl Lauterbach hat mehr Geld für Organspenden gefordert. Man dürfe „nicht am falschen Ende sparen“, sagte er der Funke Mediengruppe. „Gelungene Transplantation spart sehr viel Geld und erspart langes Leid.“ Lauterbach unterstützte damit die Forderung des Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, den Krankenhäusern mehr Geld für Organspenden zur Verfügung zu stellen.
Montgomery hatte gesagt, der Transplantationsskandal von 2012 sei nur ein Grund für das weitere Absacken der Spenderzahlen gewesen. Wesentlich wichtiger seien unter anderem eine ausreichende Finanzierung der Transplantationsbeauftragten in den Krankenhäusern, der Ausgleich sogenannter Vorhaltekosten für die Organentnahme sowie Angehörigengespräche durch speziell geschultes Personal. „Hier sind die Krankenkassen immer noch ein großer Bremsklotz.“
Der GKV-Spitzenverband wehrte sich gegen den Vorwurf. „Die Krankenkassen geben allein für die Transplantationsbeauftragten in den Kliniken pro Jahr 18 Millionen Euro aus. Für eine Herztransplantation mit der anschließenden Beatmung erhält eine Klinik über 130.000 Euro“, sagt Vorstandsvize Johann-Magnus von Stackelberg.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hatte gestern zu mehr Aufklärung aufgerufen. Kritik kommt von der Deutschen Stiftung Patientenschutz. Die Aufklärungskampagnen der Bundesregierung für mehr Organspenden laufen nach deren Ansicht ins Leere. „Seit 2012 wurden zusätzlich 100 Millionen Euro aufgewendet, um alle Krankenversicherten anzuschreiben. Trotzdem gehen die Spenderzahlen zurück“, erklärte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Er fügte hinzu: „Auch das Transplantationsregister wird daran nichts ändern. Für Spender und Empfänger ist das System intransparent.“
Mehr als 10.000 Menschen in Deutschland hoffen auf ein Spenderorgan. Ihnen standen 2015 laut Deutscher Stiftung Organtransplantation (DSO) 877 Organspenden gegenüber, etwas mehr als 2014 mit 864 Spenden.
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