Oxfam geht von viermal mehr COVID-Toten in armen Ländern aus

Berlin – Nach Berechnungen der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam sind weltweit bislang 19,6 Millionen Menschen an COVID-19 gestorben. Das sind dreimal mehr Tote als in offiziellen Statistiken ausgewiesen, teilte Oxfam heute in Berlin mit. Auf jeden COVID-19-Toten in einem reichen Land kommen demnach vier in einkommensschwachen Ländern.
Die Organisation veröffentlichte dazu die Studie „Pandemic of Greed“. Die Berechnungen seien auf Grundlage von Modellvergleichen anhand der Übersterblichkeit erfolgt.
Vor allem in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen sei die Zahl der COVID-19-Toten deutlich höher als offiziell registriert. Ursache dafür sind nach Ansicht von Oxfam mangelhafte Test- und Erhebungsmöglichkeiten.
Allein seit dem Auftreten der Omikron-Variante seien über drei Millionen Menschen an COVID-19 gestorben. „Während Omikron bei Vielen zu milderen Verläufen führt, reißt seine höhere Übertragbarkeit tödliche Schneisen in zahlreiche Länder, vor allem unter Ungeimpften“, sagte der US-amerikanische Epidemiologe, Gregg Gonsalves.
Einige wissenschaftliche Schätzungen gingen davon aus, dass bis Ende März 2022 über die Hälfte der Menschheit eine COVID-19-Infektion durchgemacht haben wird, hieß es weiter. Zwar würden die meisten Betroffenen einen milden Verlauf erleben, doch die hohe Zahl an Infektionen bedeute, dass es weiterhin viele Tote geben werde.
Oxfam forderte deshalb eine Aussetzung des Patentschutzes für COVID-19-Impfstoffe. Gerade in einkommensschwachen Ländern seien die hohen Todeszahlen vermeidbar, gäbe es mehr Impfstoff zu erschwinglichen Preisen, sagte die Oxfam-Expertin für Gesundheitspolitik, Anna Marriott: „Doch dafür müssten Deutschland und die EU der Aussetzung der Impfstoffpatente zustimmen.“
Wie die Studie „Pandemic of Greed“ weiter ergab, verlieren jede Minute vier Kinder ein Elternteil durch COVID-19. Allein in Indien seien mehr bereits als zwei Millionen Kinder verwaist. In der Pandemie haben demnach 137 Millionen Menschen ihre Stelle verloren, für Frauen sei die Wahrscheinlichkeit des Jobverlustes 1,4-mal höher als für Männer. Weltweit seien 160 Millionen Menschen in Armut abgerutscht. Zugleich seien 40 Geschäftsleute mit Profiten durch Impfstoffe und andere Schutzmittel gegen COVID-19 zu Milliardären geworden.
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