Ausland

Parlamentsbericht wirft Johnson riesige Fehler in der Coronapandemie vor

  • Dienstag, 12. Oktober 2021
/picture alliance / ASSOCIATED PRESS, Dan Kitwood
/picture alliance / ASSOCIATED PRESS, Dan Kitwood

London – Ein Parlamentsbericht hat dem britischen Premierminister Boris Johnson ein schlechtes Zeug­nis für seinen Umgang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 ausgestellt.

Das Herauszögern eines Lockdowns zu Beginn der Pandemie vergangenes Jahr war demnach „eines der größten Versäumnisse im Bereich der öffent­lichen Gesundheit“ in der Geschichte des Landes, hieß es in dem heute veröffentlichten Untersuchungs­bericht. Der „falsche“ Ansatz der Regierung habe Menschenle­ben gekostet.

Die Abgeordneten kritisierten nicht nur, dass die Regierung zu spät Ausgangssperren für die eigene Be­völ­kerung erlassen hatten – sie wiesen auch darauf hin, dass Großbritannien seine Grenzkontrollen erst sehr spät verschärft hatte.

Demnach hatte die Regierung das Coronavirus anfangs unterschätzt und mit falschen Modellen gearbei­tet. Der Regierungskurs „hätte von allen stärker infrage gestellt werden müssen“, heißt es in dem Be­richt.

Die Parlamentsabgeordneten hatten für ihren Bericht zahlreiche Zeugen vernommen, darunter auch den umstrittenen Ex-Berater von Johnson, Dominic Cummings, der wegen der Missachtung von Quarantäne­regeln nach seiner COVID-Erkrankung selbst in der Kritik stand. Eine unabhängige öffentliche Untersu­chung der Coronapolitik der Regierung soll erst nächstes Jahr folgen.

Großbritannien ist mit fast 138.000 Coronatodesfällen eines der am schlimmsten von der Pandemie betroffenen Länder Europas. Während zahlreiche europäische Regierungen Anfang 2020 bereits ihre Grenzen abgeriegelt und Lockdowns erlassen hatten, hatte sich Johnson erst Ende März dazu durch­ringen können.

Kurz darauf landete Johnson selbst mit einer Coronainfektion auf der Intensivstation, zahlreiche seiner Kabinettskollegen und Berater infizierten sich. Unter seinen Beratern hatten damals lange Pläne von einer kontrollierten „Durchseuchung“ der Bevölkerung zirkuliert.

afp

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