Ausland

Britischer Gesundheitsminister: Keine Rückkehr zu Coronamaßnahmen

  • Donnerstag, 21. Oktober 2021
Sajid Javid, Gesundheitsminister von Großbritannien, spricht während einer Pressekonferenz über die Coronalage im Land in der Downing Street./dpa, PA Wire, Toby Melville
Sajid Javid, Gesundheitsminister von Großbritannien, spricht während einer Pressekonferenz über die Coronalage im Land in der Downing Street./dpa, PA Wire, Toby Melville

London – Trotz steigender Infektionszahlen plant die Regierung in London vorerst weiterhin keine Rück­kehr der Coronamaßnahmen in England. Das sagte der britische Gesundheitsminister Sajid Javid gestern bei einer Pressekonferenz in London.

Zuletzt wurden im Vereinigten Königreich bis zu knapp 50.000 tägliche Neuinfektionen registriert. Die Zahl der täglichen Krankenhauseinweisungen liegt bei fast 1.000. Bei den Todesfällen wurde vorgestern mit 223 gemeldeten Fällen ein Stand wie zuletzt im März erreicht.

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen könne sogar auf bis zu 100.000 steigen, warnte Javid. Trotzdem sei es „zum jetzigen Zeitpunkt“ noch zu früh, um eine Rückkehr der im Juli abgeschafften Coronaregeln im größten Landesteil England zu rechtfertigen, so der Minister weiter.

Zum sogenannten Plan B der britischen Regierung gehören Maßnahmen wie verpflichtendes Masken­tra­gen oder Nachweispflicht von Impfungen bei Großveranstaltungen. Trotz Forderungen aus Medizin und Wissenschaft sei das entscheidende Kriterium eines unaushaltbaren Drucks auf den Nationalen Gesund­heitsdienst NHS noch nicht erreicht, sagte Javid.

Stattdessen sollten nun die Bemühungen verstärkt werden, so viele Menschen wie möglich zu impfen. Besonders bei Jugendlichen und älteren Menschen, die eine Auffrischungsimpfung erhalten sollen, stockt das britische Impfprogramm derzeit.

Javid kündigte zudem die Einführung zweier neuer antiviraler Medikamente für die Behandlung von CO­VID-19 an. Die Präparate Ritonavir und Molnupiravir müssten aber erst noch von der britischen Arznei­mittelbehörde MHRA zugelassen werden, so Javid.

Die Coronamaßnahmen in Großbritannien sind Sache der einzelnen Landesteile. Die Regierung in Lon­don ist daher nur für England zuständig. Dort liefen zum „Freedom Day“ am 19. Juli fast alle Vorschriften zur Eindämmung des Virus aus. In Schottland, Wales und Nordirland gelten separate Regelungen.

Der britische Ärzteverband British Medical Association (BMA) hat sich bestürzt gezeigt über die Weige­rung der Regierung in London, einzelne Coronaregeln wieder einzuführen.

„Es ist bewusst fahrlässig von der Regierung in Westminster, keine Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen zu ergreifen wie das verpflichtende Maskentragen, Abstand halten und Lüften in Umgebun­gen mit hohem Risiko, vor allem beengten Innenräumen“, sagte der BMA-Vorsitzende Chaand Nagpaul einer Mitteilung zufolge.

Die Regierung habe versprochen, einen Plan B zu ergreifen, wenn der Nationale Gesundheitsdienst in Gefahr sei, überwältigt zu werden. „Als Ärzte, die in erster Reihe stehen, können wir absolut sagen, dass dieser Punkt jetzt erreicht ist“, so Nagpaul weiter.

Gesundheit ist im Vereinigten Königreich Sache der einzelnen Landesteile. In Schottland, Wales und Nordirland gelten daher andere Regeln.

dpa

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