Paul-Ehrlich-Institut: Kein Mangel an Grippeimpfstoff

Berlin – Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hält die Mengen an Grippeimpfstoff zum Start der neuen Influenzasaison für ausreichend. „Wir können derzeit keinen Mangel an Grippeimpfstoff für die Influenzasaison 2020/21 in Deutschland erkennen“, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek.
„Wir gehen davon aus, dass die Hersteller mindestens 21 Millionen Dosen bereitstellen werden.“ 13,6 Millionen Dosen seien nach Chargenprüfung bereits für Deutschland freigegeben. Für diese Jahreszeit sei das eine übliche Menge.
Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) orderte nach eigenen Angaben weitere sechs Millionen Dosen, die vorrangig im November und Dezember geimpft werden sollen. In der vergangenen Saison hatten insgesamt 21 Millionen Dosen zur Verfügung gestanden.
Zuletzt hatte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach vor Lieferengpässen bei Grippeimpfungen gewarnt. „Wir brauchen unbedingt noch zusätzlichen Impfstoff“, sagte Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
Die Grippeimpfung wird in der Pandemie vor allem Risikogruppen wie Senioren und chronisch Kranken empfohlen. Dabei geht es darum, Superinfektionen mit anderen gefährlichen Erregern zu vermeiden, aber auch darum, die Zahl der Krankenhausaufenthalte wegen Grippe möglichst gering zu halten.
Empfohlen wird eine Grippeimpfung auch für medizinisches Personal in Krankenhäusern, Pflege- und Senioreneinrichtungen und im Gesundheitswesen, dazu für Schwangere und Bewohner von Alters- oder Pflegeheimen.
Sollten sie alle eine Impfung haben wollen, wären das rund 40 Millionen Menschen. Für Experten ist das kein Widerspruch zu den geringeren Impfstoffmengen: Zuletzt ließen sich nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) nur rund ein Drittel der Senioren (35 Prozent) immunisieren.
Bei Menschen mit chronischen Grundleiden waren es ein Fünftel bis die Hälfte. „Die Erfahrungen der letzten Jahre haben auch gezeigt, dass die jeweils verfügbaren Impfstoffmengen nicht vollständig in der jeweiligen Saison verbraucht wurden“, sagte BMG-Sprecher Sebastian Gülde.
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) Klaus Reinhardt forderte eine möglichst lückenlose Grippeimpfung der Erzieher und Lehrer in Deutschland. Die in den kalten Monaten zu erwartende Grippewelle dürfe nicht den Betrieb von Kitas und Schulen gefährden, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Nicht nur die Kinder, sondern auch das Personal müsse deshalb „so umfänglich wie möglich“ gegen Grippe geimpft werden, betonte Reinhardt. Nur so könne das gesamte Bildungssystem geschützt werden.
Auch Reinhardt rechnet nicht mit einer „bundesweiten Mangellage“. Angesicht der erhöhten Impfbereitschaft in diesem Jahr könne es allerdings zu örtlichen Engpässen in einzelnen Praxen kommen.
Reinhardt sagte auch, es sei gut möglich, dass die Grippewelle in diesem Herbst und Winter harmloser verlaufe als in früheren Jahren: „Durch die Coronaroutine, also durch häufiges Händewaschen, Maskentragen und Abstandhalten, werden Infektionen insgesamt reduziert.“
Die Grippeimpfung könne ihrerseits einen positiven Effekt auf das Risiko einer Infektion mit dem Coronavirus haben, erläuterte er. Jede Impfung sei „ein Trainingsprogramm für das Immunsystem“.
Die Grippeimpfung führe zwar nicht zu einer spezifischen Immunisierung gegen das Coronavirus, könne aber das Immunsystem derart stärken, dass eine Infektion mit dem Erreger harmloser verlaufe.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: